IHK-Konjunkturumfrage Herbst 2019 für den Kreis Herford
Aktuell ist die Geschäftslage in Industrie, Handel und bei Dienstleistungsunternehmen im Kreis Herford noch gut, aber die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate trüben sich ein. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die am 19. September 2019 bei der PerFact Innovation GmbH & Co. KG in Herford vorgestellt wurde. An der Umfrage von Juli bis Mitte August nahmen insgesamt 274 Unternehmen (Industrie: 87; Handel: 82; Dienstleister: 105) mit 19.133 Beschäftigten (Industrie: 12.277; Handel: 1.791; Dienstleister: 5.066) teil.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der den statistischen Mittelwert aus aktueller Lage und zukünftiger Entwicklung abbildet, ist für die Wirtschaft im Kreis Herford in den vergangenen zwölf Monaten von 125 auf 110 Punkte gefallen und liegt dennoch leicht über dem Wert für Ostwestfalen mit aktuell 104 Punkten.
42 Prozent der Industrieunternehmen sprechen aktuell von einer guten, fünf Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Mehr als jedes zweite Unternehmen beurteilt seine Lage als befriedigend. Bei der erwarteten Geschäftslage kippt die Stimmung zum ersten Mal seit dem Herbst 2011 ins Negative: Für die kommenden zwölf Monate erwarten 16 Prozent der Unternehmen eine bessere, 26 Prozent hingegen eine schlechtere Geschäftslage. Auch die erwarteten Erträge folgen dieser Einschätzung. Ein Drittel der Industrieunternehmen rechnet mit einem Rückgang, lediglich 16 Prozent mit steigenden Erträgen. 47 Prozent der Unternehmen wollen mehr im Inland investieren.
Hingegen führen die außenwirtschaftlichen Unsicherheiten zu einem deutlichen Rückgang der geplanten Auslandsinvestitionen. Lediglich zwölf Prozent der Unternehmen wollen im kommenden Jahr ihre Investitionen steigern. Dabei stehen Ersatzinvestitionen sowohl im Inland als auch im Ausland an erster Stelle. Jedes zweite Unternehmen möchte seinen Personalstamm konstant halten. Als größtes Konjunkturrisiko nennen die Industrieunternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (60 Prozent) und die Entwicklung der Inlandsnachfrage (59 Prozent). Die exportorientierten Unternehmen blicken mit Sorge auf die Entwicklung der Auslandsnachfrage. „Das allgemeine Klima der Weltwirtschaft, der Handelskrieg zwischen den USA und China und der ‚Brexit‘ schlagen gerade hinsichtlich der Erwartungen voll zu Buche. Die Konjunktur ist in einer sensiblen Phase. Die Wirtschaft verdient eine höhere Aufmerksamkeit – auch von der Politik“, sagt IHK-Vizepräsident Dr. Klaus Bockermann.
Die aktuelle Geschäftslage im Handel insgesamt befindet sich auf einem soliden Niveau, 36 Prozent der Unternehmen sprechen von einer guten, elf Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Sowohl im Einzelhandel (gut: 38 Prozent; schlecht: 25 Prozent) als auch im Großhandel (gut: 33 Prozent; schlecht: 3 Prozent) überwiegen die Optimisten. Die Erwartungen der Händler an die kommenden zwölf Monate gehen deutlich zurück und sind im Saldo negativ: 19 Prozent erwarten eine bessere, 22 Prozent eine schlechtere Geschäftslage. Im Einzelhandel fällt der Saldo mit -9 (besser: 16 Prozent; schlechter: 25 Prozent) schlechter aus als im Großhandel, bei dem der Saldo ausgeglichen ist. Die erwarteten Erträge sind mit einem Saldo von -21 im Einzelhandel und -15 im Großhandel deutlich eingetrübt. „Gerade der industrienahe Großhandel bekommt die konjunkturelle Schwäche der Industrie zu spüren“, sagt Uwe Grotemeier, Mitglied der IHK-Vollversammlung.
Bei den Dienstleistern ist die aktuelle Geschäftslage zwar rückläufig, aber immer noch auf hohem Niveau. So sprechen 44 Prozent von einer guten, neun Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die aktuellen Umsätze bleiben stabil, die Ertragslage konnte sogar im Vergleich zur Frühjahrsumfrage leicht gesteigert werden. In den kommenden zwölf Monaten erwarten 30 Prozent eine bessere Geschäftslage, 14 Prozent eine schlechtere. Die Ertragserwartungen der Dienstleister bleiben deutlich positiv, denn 29 Prozent gehen von steigenden, hingegen19 Prozent von sinkenden Erträgen aus. Für 60 Prozent der Unternehmen ist der Fachkräftemangel das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, vor den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (45 Prozent). „Gesucht wird vor allem im IT-Bereich und im Gesundheitswesen“, sagt Grotemeier.
„Die Umsätze im Kreis Herford haben sich erfreulich positiv entwickelt“, ergänzt Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, mit Blick auf die amtliche Statistik von Januar bis Juli 2019. Der Gesamtumsatz im Verarbeitenden Gewerbe ist in diesem Zeitraum um zwei Prozent auf 3,88 Milliarden Euro gestiegen, die Anzahl der Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten von 141 auf 150 geklettert. Vor allem die Exporte mit plus drei Prozent trugen zum guten Ergebnis bei. Die Zahl der Beschäftigten konnte von 26.000 auf 27.354 Beschäftigte, um 5,2 Prozent, kräftig gesteigert werden. Die Unternehmen im Wittekindkreis haben in den vergangenen Monaten mehr Beschäftigung geschaffen als im Bund, NRW und Ostwestfalen. So kletterte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 95.525 (Stand: 31.12.2018; 31.12.2017: 93.411). „Wir können eine positive Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen zehn Jahren beobachten. Seit 2009 sind über alle Branchen hinweg knapp 13.000 Arbeitsplätze im Kreis Herford geschaffen worden“, lobt Grefe die Unternehmen.