IHK-Frühjahrskonjunkturumfrage 2021
Die Wirtschaft in der Stadt Bielefeld leidet immer noch unter der Corona-Pandemie. Die Lage im Handel und bei den Dienstleistern bleibt äußerst heterogen, aber auch die Industrie in Bielefeld ist mit der aktuellen Lage unzufrieden. Das sind die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). An der Umfrage, die von Anfang Januar bis Mitte Februar stattfand, nahmen 492 Unternehmen (Industrie: 55, Handel: 148, Dienstleister: 289) mit 31.818 Beschäftigten (Industrie: 12.311, Handel: 4.692, Dienstleister: 14.815) teil.
„Im Gegensatz zu den Nachbarkreisen gehen von der Industrie in Bielefeld gegenwärtig kaum positive Impulse aus“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. „Im Handel und bei den Dienstleistern bleibt die wirtschaftliche Lage sehr unterschiedlich“.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, blieb für Bielefeld im Vergleich zur Herbstumfrage (100 Punkte) mit 104 Punkten auf ähnlichem Niveau. Damit liegt der Wert leicht über der 100er-Linie, die für eine ausgeglichene Wirtschaftslage steht, jedoch unter dem Wert von 114 Punkten für Ostwestfalen.
Die aktuelle Geschäftslage habe sich in der Industrie zwar wieder leicht erholt, aber nur neun Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einer guten, 23 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Auch die Produktionsauslastung sei im vergangenen Jahr eher schwach gewesen: 45 Prozent berichteten von einer Auslastung der Kapazitäten von unter 80 Prozent. Schwach war auch die Investitionsbereitschaft innerhalb der Bielefelder Industrie, denn mehr als jeder zweite Betrieb investierte 2020 weniger als im Jahr zuvor.
Mit Blick auf dieses Jahr sind die Erwartungen kaum besser: 21 Prozent gehen von einer Besserung ihrer Geschäftslage aus, aber auch 29 Prozent von einer Verschlechterung. Impulse für den Arbeitsmarkt seien seitens der Industrie nicht zu erwarten, nur sechs Prozent planen einen Beschäftigungsaufbau, 23 Prozent einen Personalabbau.
Während der Großhandel in Bielefeld noch ausgeglichen in die nähere Zukunft blicke (jeweils 23 Prozent erwarten eine Besserung bzw. eine Verschlechterung), sei der Ausblick im Einzelhandel getrübt. 43 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage. „Es bleibt zu hoffen, dass die Unternehmen mit einem blauen Auge durch die Krise kommen, die staatlichen Finanzhilfen die Liquidität ausreichend sichern und die Umsatzverluste teilweise kompensiert werden können“, erklärt Pigerl-Radtke. Wichtig bleibe für den stationären Einzelhandel neben einer generellen Öffnungsperspektive insbesondere die Bedeutung der Innenstadt. „Diese muss für die Nach-Corona-Zeit fitgemacht und stabilisiert werden.“
Auch im Dienstleistungsgewerbe bleibe die aktuelle Lage angespannt. Speziell das Gast- und Reisegewerbe beeinflusse die Ergebnisse, da diese von der Pandemie am stärksten betroffen seien. Insgesamt erwarten bei den Dienstleistern 27 Prozent eine Besserung ihrer Geschäftslage, 30 Prozent gehen von einer Verschlechterung ihrer Situation aus. Erfreulich sei, dass zum Beispiel bei den IT-Dienstleistern der Optimismus wieder angezogen habe und wieder vermehrt mit Personalaufbau gerechnet werde. „Im am meisten durch Corona gebeutelten Gast- und Reisegewerbe ist mit weiteren Beschäftigungsrückgängen zu rechnen“, blickt die IHK-Hauptgeschäftsführerin für diese Branchen eher negativ voraus.
Bei der amtlichen Statistik zum Verarbeitenden Gewerbe berichtete Pigerl-Radtke, dass der Gesamtumsatz der Bielefelder Industriebetriebe von 2020 im Vergleich zum Vorjahr 2019 um 6,3 Prozent auf 4 Milliarden Euro gesunken sei. „Damit gab es im Vergleich zu den anderen Kreisen in der Stadt Bielefeld einen überdurchschnittlichen Umsatzrückgang“, unterstreicht die IHK-Hauptgeschäftsführerin. Die Beschäftigtenzahl sei im Verarbeitenden Gewerbe um 3,9 Prozent auf 19.569 zurückgegangen.
„Die Industrie in der Stadt schrumpft also weiter. Die Ergebnisse für unsere Nachbarkreise zeigen aber, dass die Industrie die wirtschaftliche Lage stabilisieren kann. Eine zukunftsgerichtete Industrie- und Gewerbeflächenpolitik sollte in Bielefeld wieder stärker in den Blick von lokaler Politik und Verwaltung geraten“, fordert Pigerl-Radtke.