IHK-Vollversammlung verabschiedet Corona-Positionspapier
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hat in ihrer Sitzung am 1. März das Positionspapier „Corona – Unternehmen und Menschen brauchen eine Perspektive“ mit großer Mehrheit verabschiedet. Das Papier beinhaltet elf konkrete Forderungen zum Wirtschaften mit und nach Corona.
„Die Politik muss dringend das Konzept einer schrittweisen, differenzierten und verantwortbaren Öffnungsstrategie verabschieden“, benennt IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven den wichtigsten Punkt. Eine Verlängerung des pauschalen Lockdowns über den 7. März hinaus dürfe es nicht geben. „Erste Öffnungsschritte für Branchen mit geringen Kontaktintensitäten müssen ab dem 8. März erfolgen“, zitiert er eine konkrete Forderung.
Die differenzierte Öffnungsstrategie müsse sich an klaren Kriterien, Kennzahlen und Inzidenzwerten orientieren, um für Unternehmen, Ordnungsbehörden und Kunden eindeutig, planbar und kontrollierbar zu sein. „Dabei sind Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden“, hebt der IHK-Präsident eine weitere Forderung des Positionspapiers hervor.
Darüber hinaus müssten sichere Schnell- und Selbsttests schnellstmöglich flächendeckend zur Verfügung stehen. Sie seien ein geeignetes Instrument zur Verringerung des Infektionsrisikos. Außerdem müssten alle Anstrengungen unternommen werden, die Impfstrategie anzupassen und kurzfristig ein Impfangebot für alle zur Verfügung zu stellen.
Des Weiteren verlangt die IHK in ihrem Corona-Positionspapier, digitale Anwendungen zur Legitimation wie Ticketsysteme, Registrierungssysteme oder etwa einen digitalen Coronapass voll auszuschöpfen, um die Öffnung dauerhaft abzusichern. Gleichzeitig sei mit dem Öffnungsszenario ein Perspektivplan zu definieren, um einen weiteren Lockdown – auch bei einem Wiederanstieg der Infektionszahlen – abzuwenden.
„Die Unternehmen haben in den Phasen des ersten und zweiten Lockdowns Infektionsschutzpläne erarbeitet, weiterentwickelt und Schutzmaßnahmen umgesetzt, um das Risiko für Kunden und Mitarbeitende zu minimieren“, nennt Meier-Scheuven einen weiteren Punkt des Papiers. „Sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst und deshalb aufgeschlossen gegenüber weitergehenden Maßnahmen wie Kundenrückverfolgung, den Einsatz von Luftfilteranlagen, Schnelltests oder Fiebermessgeräten.“
Im besonderen Maße seien die Innenstädte von der Pandemie betroffen. Deshalb bedürften sie verstärkter Anstrengungen aller Akteure. Alle Maßnahmen der Attraktivitätssteigerung seien hilfreich, die Symbiose des Handels, der Dienstleister, der Gastronomie, der Freizeit- und Kultureinrichtungen zu stärken.
Die letzten Monate hätten gezeigt, dass die Unternehmen lange auf die Gelder aus den Corona-Hilfsprogrammen warten mussten. „Es darf keine weiteren Verzögerungen bei den Auszahlungen geben“, zitiert der IHK-Präsident eine weitere Forderung. „Die Gelder müssen schneller in den Betrieben ankommen und in direktem zeitlichen Zusammenhang zu den Umsatzausfällen stehen.“ Grundsätzlich müssten die Förderbedingungen verständlicher und verlässlicher werden und auch für unverschuldet in Not geratene Unternehmen gelten, die bislang durchs Raster gefallen seien.
Außerdem benötigten die Firmen auch für die Zeit des Wiederhochfahrens nach Corona finanzielle Handlungsspielräume. Meier-Scheuven: „Auch der Neustart wird zum Kraftakt.“ Ein ‚Öffnen und weiter so‘ werde für viele Betriebe nicht möglich sein. Während die Corona-Hilfsprogramme vorrangig auf Schadensbegrenzung ausgerichtet seien, benötigen die Unternehmen für den Neustart eine finanzielle Perspektive.