IHK-Veranstaltung zur Gesetzesreform
Ostwestfälische Unternehmen beklagen vor allem die bürokratischen Hürden bei der Umsetzung des bisherigen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und hoffen durch die Reform auf Erleichterungen. Das ist das Fazit der sehr gut besuchten Veranstaltung der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld zu den Neuerungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzeses in der IHK in Bielefeld.
Insbesondere die Zusammenarbeit mit den deutschen Botschaften im Ausland beziehungsweise den ausländischen Botschaften in Deutschland sei oftmals sehr mühsam und die Genehmigung eines Aufenthaltstitels könne in Einzelfällen bis zu zwei Jahren dauern, wurde in der Diskussionsrunde deutlich.
„Ziel muss es sein, die Migration qualifizierter Fachkräfte zu erleichtern, Anwerbeprozesse zu beschleunigen und so die Wirtschaft angesichts des Arbeitskräftemangels bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen“, betonte IHK-Geschäftsführerin Ute Horstkötter-Starke in ihrer Begrüßung.
Muslahadin Vardar, Geschäftsführer der MVH GmbH & Co. KG, die in erster Linie mit Kindermöbeln handelt, schilderte, wie er zwei entfernte Verwandte aus der Türkei in sein Unternehmen nach Kirchlengern anwerben und dort einstellen konnte. Dabei sei es mit dem Konsulat jeweils sehr schnell gegangen.
„Ich habe alle Unterlagen beisammengehabt und so hat es nur zwei Wochen gedauert, bis die Genehmigungen vorlagen“, berichtete Vardar. Gökan Biçici ist seinen Worten nach seit vier Jahren als Software-Entwickler dort tätig, und probiert aktuell, seine Familie aus Istanbul nachzuholen. Das sei schwierig. Dabei erhoffe er sich durch die Gesetzesreform Erleichterungen.
Kaan Başaran aus Izmir ist erst seit einem Jahr bei MVH als Wirtschaftsingenieur tätig. Zuvor habe er bereits Auslandserfahrungen in Estland gemacht, fühle sich aber auch in Kirchlengern im neuen Job sehr wohl. Er sieht das perfekte Erlernen der deutschen Sprache als seine größte und wichtigste Herausforderung an.
„Wenn die Sachbearbeiter in den für die Zuwanderung verantwortlichen Stellen wissen, was sie tun, kann es auch schnell gehen“, erläuterte Midhat Dedic. Er war vor zwei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, nach seinem ersten Aufenthalt hier während des Jugoslawien-Krieges.
„Meine Restaurant-Fachausbildung in Bosnien Herzegowina wurde hier dank der Unterstützung durch die IHK teilweise anerkannt und seit fünf Monaten arbeite ich nun als stellvertretender Serviceleiter im Hotel Lind in Rietberg“, freute sich Dedic. Sein Hoteldirektor Denis Jacob zeigte sich sehr zufrieden mit ihm und sagte, in seinem aus 50 Mitarbeitenden bestehendem Team arbeiteten Frauen und Männer aus zwölf Nationen. „Wir haben viele Anfragen aus dem Ausland“, konstatierte er; Fachkräfte in der Gastronomie würden auch dringend benötigt.
Ebenfalls auf ausländische Fachkräfte greift die Firma Altmann GmbH Bauteile für Meß- und Regeltechnik aus Herford zurück. Sie habe eine akademische Fachkraft aus Indien eingestellt und zwei ihrer Azubis kämen aus Brasilien und Guinea, schilderte die Personalleiterin Kirsten Kellermeier.
Für sie sei das Onboarding im Unternehmen und dem fremden Land einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. „Integration ist ein langer Prozess, an dem wir gerne mitwirken und der sich lohnt. Gerade in der Ausbildung sind die Sprachkenntnisse entscheidend, so dass wir als Firma durch Sprachkurse unterstützen,“ so Kellermeier.
Zusammen mit der Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung NRW, dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit in Gütersloh und dem regionalen Integrationszen-trum IQ NRW-West wurden in der IHK-Veranstaltung die Neuerungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz vorgestellt. Außerdem zeigten Expertinnen und Experten Erleichterungen auf und erklärten, wie insbesondere Azubis und akademische Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern in hiesige Betriebe integriert werden können.
Bildunterzeile:
Teilnehmende und Referierende der IHK-Veranstaltung zu den Neuerungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz. (Foto: IHK/ Heiko Stoll)