„Die wirtschaftliche Lage im Kreis Höxter ist insgesamt angespannt. Nur der Dienstleistungssektor deutet eine leichte positive Stimmung an, wobei die Lage und die Aussichten in Industrie und Handel stark gedämpft sind. Ein schwieriges Geschäft im Handel verbunden mit weiter hohen Energiepreisen und Inflationsraten sind Gründe für die Unternehmen im Kreis, bei der Geschäftserwartung eher pessimistisch zu sein,“ kommentiert Gerrit Becker, Vollversammlungsmitglied der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die Ergebnisse der IHK-Herbst-Konjunkturumfrage. An der Untersuchung, an der sich aus dem Kreis Höxter gut 100 Unternehmen mit über 8.000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligten, sind tendenziell negativ ausgefallen.
„Die Auswirkungen des Ukrainekrieges und der Energiewende sind hohe Energiekosten und eine hohe Teuerungsrate. Diese Einflüsse wirken sich nicht nur auf die international vernetzte Industrie aus, sondern sie haben natürlich auch mittelbar Auswirkungen auf Handel und Dienstleistung. Insofern stehen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage für den Kreis Höxter weiter unter dem Vorbehalt der hohen Unsicherheit im Zusammenhang mit diesen Faktoren“, betont Becker bei der heutigen (15. September) Vorstellung der Umfrageergebnisse in Brakel. „Wir können die Risiken wie die stockende Inlandsnachfrage, den Fachkräftemangel aber auch die immer schlechter werdenden wirtschaftspolitischen Rahmenbe-dingungen in ihrer Wirkung und Dauer nicht mit 100-prozentiger Sicherheit einschätzen. Wir meinen aber, dass unsere Konjunkturumfrage trotzdem eine gute Basis für die Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis Höxter darstellt“.„Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für den Gesamtindikator über alle drei Sektoren mit 67 Punkten im negativen Bereich“, berichtet Jürgen Behlke, IHK-Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Paderborn + Höxter. Die 100-er Linie markiert die Grenze zwischen einer positiven oder negativen Stimmung. Der Wert für die Industrie sei dabei von dem noch guten Wert im Herbst 2022 mit 104 Punkten auf historisch schlechte 54 Punkte gesunken. Der Wert für die Dienstleister sei auch weiter leicht zurückgegangen. Behlke: „Hier sinkt er auf 72 Punkte, was aber definitiv mit den negativen Aussichten größerer Unternehmen aus der Gesundheitsbranche zusammenhängt. Der Handels-Index sinkt von 105 auf 79 Punkte. Hier macht besonders die hohe Teuerungsrate den Unternehmen zu schaffen.“
Die momentane Geschäftslage stelle sich in den Sektoren unterschiedlich dar. Zwei Drittel der Firmen aus der Industrie betrachten ihre Lage als schlecht. Diese Einschätzung spiegele auch die momentane Produktionsauslastung wider: 57 Prozent – gegenüber 30 Prozent im Herbst 2022 – lägen mit der Auslastung ihrer Produktionskapazität unter 80 Prozent. Demgegenüber vermelden nur noch 24 Prozent eine Auslastung von über 95 Prozent. Es rechnen nur noch 20 Prozent der Befragten in der Industrie mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Dem stünden 48 Prozent gegenüber, die eine Verschlechterung erwarteten. Beim Handel beschreiben 37 Prozent der Unternehmen ihre Lage als schlecht, dem lediglich 23 Prozent, vornehmlich aus dem Bereich des Großhandels, gegenüberstehen, die ihre jetzige Lage als gut beurteilen.
Bei den Dienstleistern betrachteten 47 Prozent der Unternehmen ihre jetzige Lage als gut. Bei den 27 Prozent, die eine schlechte Beurteilung abgeben, sind viele große Unternehmen der Gesundheitsbranche.
Bei den Branchen ergibt sich wegen der angespannten Geschäftslage und der unsicheren Zukunft, zusätzlich vor dem Hintergrund der Verfügbarkeit von Fachkräften, ein unterschiedliches Bild bei der erwarteten Beschäftigtenzahl. Die Industrie und der Handel erwarten einen Rückgang der Mitarbeiterzahlen, wobei die Dienstleister von einer leichten Steigerung ausgehen. Die Konjunkturrisiken sind branchenübergreifend mit unterschiedlicher Ausprägung gleich. Es dominiert das Risiko der Inlandsnachfrage, dicht gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und dem Personalmangel.
Im ersten Halbjahr 2023 betrug der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter 982,3 Millionen Euro und lag damit um 2,5 Prozent über dem Vorjahresergebnis. „Dieser Anstieg ist zum zweiten Mal in Folge festzustellen und zeigt, dass die Industrie die Verluste aus 2020 einigermaßen ausgeglichen hat“, führt Behlke aus. „Bei der Beschäftigungsentwicklung verzeichnet der Kreis Höxter mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent eine noch hohe Stabilität.“
Wichtig im Zusammenhang mit der konjunkturellen Entwicklung sind auch die Standortfaktoren, insbesondere im internationalen Vergleich. Die Unternehmen mahnen in der aktuellen IHK-Umfrage neben der Fachkräftethematik besonders die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, die sichere und bezahlbare Energieversorgung, die Komplexität und Höhe der Steuern und vor allem die überbordende Bürokratie an. „Hier muss die Politik noch Wesentliches optimieren, um die von der Wirtschaft geforderten guten Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Behlke.