„Bielefeld benötigt dringend neue Gewerbe- und Industrieflächen wie etwa das aktuell im Bebauungsplan Nr. I/S 68 ausgewiesene Gewerbegebiet an der Senner Straße“, erklärt Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der Industrie und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, und fügt hinzu: „Statt das Verfahren zügig voranzutreiben, wird es in der Politik zu wenig berücksichtigt und verzögert sich damit um Wochen oder gar Monate“. Ein Beleg dafür sei, dass weder in der Sitzung vom Stadtentwicklungsausschuss noch im Rat der Stadt am 11. August Bebauungspläne behandelt werden. Aktuell lägen bei der Stadt Bielefeld über hundert Unternehmensanfragen zu Gewerbeflächen vor, die nicht bedient werden können. „Das ist ein deutliches Warnsignal“, so Pigerl-Radtke.
Nachdem die Stadt im Frühjahr selbst festgestellt habe, dass keine Gewerbeflächen mehr verfügbar seien, sollten nun zügig Maßnahmen umgesetzt werden, um dem massiven Gewerbeflächenmangel zu begegnen. Neben der kurzfristigen Umsetzung dieses und weiterer anstehender Bebauungspläne müsse die Stadt nun eine langfristige Flächenvorsorge treffen. Die Bezirksregierung in Detmold habe in Form des Regionalplanentwurfes schon die nötige Vorarbeit geleistet, damit beispielsweise Flächen in Sennestadt oder Heepen für eine gewerbliche Nutzung gesichert werden können.
„Schon vor knapp zwei Jahren wurden im ersten Entwurf des Regionalplanes für Bielefeld 305 Hektar Wirtschaftsflächenkontingente ausgewiesen. Aber nur mit langfristig abgestimmten Konzepten zum weiteren Vorgehen könnte es direkt losgehen, wenn der Regionalplan in etwa anderthalb Jahren rechtskräftig wird“, erläutert die IHK-Hauptgeschäftsführerin. Die Stadt Bielefeld müsse nun dringend mit den Vorbereitungen beginnen, denn es genüge nicht, für die Flächen einen Bebauungsplan aufzustellen oder zu ändern und den übergeordneten Flächennutzungsplan anzupassen. Das Bielefelder Baulandmodell, das sich die Stadt selbst verordnet habe, schreibe vor, dass Gewerbeflächen durch die Stadt angekauft und entwickelt werden – insgesamt also ein langwieriger Prozess, bis eine Fläche tatsächlich einem Unternehmen zur Verfügung gestellt werden kann.
Der Stillstand in der gewerblichen Flächenentwicklung werde auch bei dem aktuellen Beispiel an der Senner Straße eher verfestigt als behoben. „Es entsteht der Eindruck, dass die Probleme zwar allgemein bekannt sind, jedoch weiterhin zu wenig getan wird, um kurz-, mittel- und langfristig Abhilfe gegen den Flächenmangel in Bielefeld zu schaffen“, konstatiert Pigerl-Radtke.