IHK und gewerbliche Anlieger besorgt über geplanten Rückbau der Artur-Ladebeck-Straße in Bielefeld – Alternative Lösungen aufgezeigt
Die IHK bezog im Pressegespräch am 14.09.2021 Stellung zum Rückbau der Artur-Ladebeck-Straße in Bielefeld. „Die gewerblichen Anlieger dieser Straße sorgen sich sehr um die Erreichbarkeit des Standortes für ihre Kundschaft, für Mitarbeitende und für den Lieferverkehr“, erläuterte IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven. Er forderte, die hektischen und übereilten Planungen zum Rückbau der Artur-Ladebeck-Straße auf jeweils eine Fahrspur pro Richtung zu stoppen und stattdessen eine seriöse Planung für eine ausgewogene Umgestaltung dieser Straße für alle Verkehrsmittel vorzunehmen.
„Zudem müssten die gewerblichen Anlieger unbedingt in die Planungen mit einbezogen werden, und der Stadtrat sollte sich immer mit den Planungen zur Verkehrswende bei Maßnahmen entlang der Hauptverkehrsstraßen befassen“, verlangte der IHK-Präsident. Es gebe durchaus alternative Möglichkeiten, sagte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe.
Diese Planungen von einem renommierten Verkehrsplanungsbüro gingen weitgehend von der Beibehaltung der Vierspurigkeit der Straße bei gleichzeitig deutlich verbreiterten Radwegen aus. „Bei mehr als 30.000 Fahrzeugen täglich zwischen Adenauerplatz und Betheleck ist laut Planungsbüro eine Zweispurigkeit definitiv nicht darstellbar“, betonte Grefe.
Ihre Sorge zum Ausdruck brachten Doris Abeln, Geschäftsleitung Deutschland der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, Jan Möllmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Quakernack GmbH & Co. KG, Dr. Rainer Norden, Vorstandsmitglied der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, und Andreas Peschke, Geschäftsleiter Marktkauf Gadderbaum.
IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke unterstrich, dass die IHK für eine moderate Umsetzung der Verkehrswende stehe, aber sie dürfe nicht kompromisslos umgesetzt werden. Daher ist es gut, dass die anliegenden Unternehmen hier heute zu Wort kommen und ihre Sorgen und Nöte vortragen können.
An der speziell für den Wirtschaftsverkehr wichtigen Hauptstraße zwischen dem Adenauerplatz und der Hauptstraße in Brackwede soll auf 2,9 Kilometern kurzfristig eine sogenannte „Protected Bikelane“ eingerichtet werden, wodurch in beiden Fahrtrichtungen jeweils eine Fahrspur wegfiele, kritisierte Meier-Scheuven. Mit der Umsetzung dieses geschützten Radfahrstreifens soll schon im November ohne hinreichende Planung und Abstimmung begonnen werden.
Das dürfte zu einem Verkehrschaos führen. „Es fällt uns schwer zu glauben, dass die verkehrlichen Auswirkungen auf Bielefeld beim angedachten Rückbau ausreichend bedacht wurden“, bemängelte der IHK-Präsident.
Und es scheine noch schlimmer zu kommen: Den Plänen nach sollen im nächsten Jahr an der Herforder Straße ebenfalls Protected Bikelanes entstehen, wodurch wiederum Fahrspuren wegfielen. Die Stadt habe in jüngster Zeit offensichtlich vor allem die Partikularinteressen der Radfahrenden im Blick.
„Ich appelliere an die politisch Verantwortlichen und an die Stadtverwaltung, alle Belange gleichermaßen zu beachten, zu bewerten und entsprechend ausgewogene und verantwortbare Entscheidungen zu treffen. Ansonsten könnten viele Gewerbetreibende den Eindruck gewinnen, dass ihre Interessen in Bielefeld nicht mehr ausreichend berücksichtigt werden“, betonte der IHK-Präsident.
Die Stellungnahmen der betroffenen gewerblichen Anlieger während der IHK-Pressekonferenz:
Doris Abeln, Geschäftsleitung Deutschland der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG:
„Als Anlieger der Artur-Ladebeck-Straße sind wir auf ein Funktionieren des fließenden Verkehrs sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für unsere Betriebsabläufe angewiesen. Die bloße Verengung der für den Verkehr zur Verfügung stehenden Fahrbahnen bildet nicht die bestehenden Notwendigkeiten ab und greift in vielerlei Hinsicht zu kurz. Wir brauchen ein umfassendes Konzept, das die Belange aller Verkehrsteilnehmer, der anliegenden Krankenhäuser und Wirtschaftsbetriebe und der Anwohnenden berücksichtigt, und dies auch im Hinblick auf die Folgen für die gesamte Mobilität in Bielefeld. Wir sind daher gern bereit, uns an konstruktiven Diskussionen zur Lösung der verkehrs- und klimapolitischen Problematik zu beteiligen.“
Jan Möllmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Quakernack GmbH & Co. KG:
„Da wir oft mit LKWs oder Tiefladern aus unserer Ausfahrt herausfahren, wird die Kreuzungssituation mit dem Radverkehr noch gefährlicher als ohnehin schon, da die Radfahrer vermutlich mit höherer Geschwindigkeit auf der Bikelane unterwegs sind. Und falls es Staus auf dem OWD gibt, ist die Artur-Ladebeck-Straße die einzige Ausweichstrecke in Richtung Innenstadt. Selbst bei zwei Fahrspuren pro Richtung führt das oft schon zu langen Staus. Bei einer Fahrspur bricht garantiert das Chaos aus.“
Dr. Rainer Norden, Vorstandsmitglied der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel:
„Ich bin sehr gespannt, welches schlüssige Konzept die Stadtverwaltung vorlegen wird, um Tausenden unserer Mitarbeitenden, Klienten und Klientinnen, Schülern und Schülerinnen, Studierenden sowie Besuchenden die tägliche An- und Abfahrt zu und von unseren Einrichtungen über die Artur-Ladebeck-Straße zu ermöglichen – vor dem Hintergrund, dass sich dort bereits heute täglich und regelmäßig Stauszenarien - speziell rund um das Bethel-Eck - abspielen. Wie man dies bei der geplanten Kapazitätsbegrenzung dieser Magis-trale hinbekommen will, ist mir ein Rätsel. Auch die Erreichbarkeit und die Sicherung der prioritären und zeitkritischen Notfallversorgung unserer Kliniken und anderer Einrichtungen über Notfall- und Privatfahrzeuge bereiten Bethel vor diesem Hintergrund Sorgen.“
Andreas Peschke, Geschäftsleiter Marktkauf Gadderbaum:
„Unser Marktkauf ist definitiv auf Kunden angewiesen, die mit dem PKW unser Haus besuchen. Wir haben täglich bis zu 6.500 Kunden. Ein Rückbau auf eine zweispurige Artur-Ladebeck-Straße lässt deutliche Umsatzrückgänge befürchten.“