Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hat heute (22. März) ihre Frühjahrskonjunkturumfrage für den Kreis Herford veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung ihre aktuelle Geschäftslage als überwiegend solide einschätzen. Die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate hingegen sind von Unsicherheit geprägt. Die Umfrage fand von Mitte Januar bis Mitte Februar 2023 statt, 253 Unternehmen mit insgesamt 13.325 Beschäftigten beteiligten sich daran. Der Konjunkturklimaindex für die Industrie im Kreis Herford ist vom Frühjahr 2022 von 137 um 39 Punkte auf aktuell 98 gefallen. Dabei steht die 100er-Linie für eine ausgeglichene Stimmung, bei der sich Optimisten und Pessimisten die Waage halten.
In der Industrie sind die Einschätzungen zur momentanen Geschäftslage recht stabil. 27 Prozent sprechen von einer guten, zehn Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die Produktionsauslastung befinde sich auf einem Spitzenniveau. 61 Prozent der Betriebe sprechen von einer Auslastung von mehr als 95 Prozent.
Die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate werden von den Industriebetrieben eher pessimistisch eingeschätzt. 28 Prozent der Betriebe erwartet eine Verschlechterung der Geschäftslage, im Frühjahr 2022 lag der Anteil noch bei sechs Prozent. Als Konjunkturrisiko nennen 80 Prozent der Industrieunternehmen die Energiepreise. „Auch wenn sich die Preise an den Strom- und Gasmärkten etwas beruhigt haben, die Zeiten relativ günstiger Energie sind erstmal vorbei. Ein Preisniveau wie vor dem Ukraine-Krieg ist nicht abzusehen“, sagt Rainer Döring, IHK-Vollversammlungsmitglied und Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses. Auch die Inlandsnachfrage wird als hohes Risiko bewertet (79 Prozent) und weitere 60 Prozent der Unternehmen nennen die Arbeitskosten als Risiko.
Die Ertragserwartungen in der Industrie stehen deutlich unter Druck. Nur sieben Prozent der Unternehmen erwarten steigende Erträge, 25 Prozent rechnen mit sinkenden Erträgen. Die Investitionsbereitschaft in der Industrie ist eher hoch. 53 Prozent gehen von steigenden Investitionen aus, im Frühjahr 2022 lag der Wert bei lediglich 35 Prozent. 14 Prozent wollen ihre Investitionen zurückfahren, im vergangenen Jahr waren es 15 Prozent. Als Schwerpunkt der Investitionen gaben 62 Prozent der Unternehmen Umweltschutz an, 56 Prozent Kapazitätsausweitung. In puncto Beschäftigungsentwicklung zeigen sich die Industrieunternehmen im Kreis Herford eher unsicher. So planen elf Prozent Personalaufbau, 16 Prozent Personalabbau. Zur Sonderfrage, welche Maßnahmen Unternehmen angesichts der hohen Energiepreise treffen beziehungsweise. treffen wollen, gaben 88 Prozent der Unternehmen Energieeinsparung als kurzfristige Maßnahme an. Langfristig wollen 65 Prozent der Unternehmen mit Investitionen in Energieeffizienz den hohen Energiepreisen begegnen.
Aus den Bereichen Handel und Dienstleistung haben 192 Unternehmen mit 4.610 Mitarbeitenden an der Umfrage teilgenommen. Im Handel wird die aktuelle Geschäftslage als solide eingeschätzt. So sprechen 37 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage, 13 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Auch die aktuelle Ertragslage hat sich entspannt und liegt im Saldo bei plus 12 Punkten. Die Erwartungen an die Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten ist geprägt von Unsicherheit.14 Prozent (Herbst: 11 Prozent) erwarten eine bessere, 28 Prozent (Herbst: 53 Prozent) eine schlechtere Geschäftslage. Als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung geben 72 Prozent der Unternehmen die Energiepreise an. 56 Prozent der Unternehmen sind besorgt um die Entwicklung der Rohstoffpreise. 51 Prozent der Unternehmen sehen die Inlandsnachfrage als Risiko und jeweils 44 Prozent geben Personalmangel und gestörte Lieferketten als Risiko an. 35 Prozent der Unternehmen verfügen über eine oder mehr offene Stellen. Acht Prozent der Unternehmen planen Personalaufbau, zehn Prozent Personalabbau. 82 Prozent wollen ihren Personalbestand konstant halten. „Die aktuelle Geschäftslage im Handel ist im Großen und Ganzen noch zufriedenstellend. Die Erwartungen sind aber deutlich durch Unsicherheit geprägt“, so Döring.
Die aktuelle Geschäftslage der Dienstleister wird als stabil eingeschätzt. So sprechen 38 Prozent von einer guten Geschäftslage und 15 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate sind optimistisch. 28 Prozent der Unternehmen erwarten eine bessere Geschäftslage, 18 Prozent eine schlechtere. Als größtes Risiko gibt die Hälfte der Dienstleister im Kreis Herford Personalmangel an, 49 Prozent sehen die Energiepreise als größtes Problem. Die Arbeitskosten werden von 42 Prozent der Befragten als begrenzender Faktor gesehen. Die Nachfrage nach Personal im Dienstleistungssektor ist weiterhin hoch. 26 Prozent der Unternehmen wollen Personal aufbauen, neun Prozent planen einen Personalabbau. In 40 Prozent der Dienstleistungsbetriebe gibt es eine oder mehrere offene Stellen. „Auch die aktuelle Geschäftslage der Dienstleister ist über alle Branchen zufriedenstellend und die Erwartungen an die Zukunft sind deutlich optimistisch“, erklärt Döring.
„Der Gesamtumsatz der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe konnte im Jahr 2022 um 11,5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro gesteigert werden. Das ist ein gutes Ergebnis“, berichtet Götz Dörmann, IHK-Geschäftsführer. So stiegen die Inlandsumsätze im vergangenen Jahr um 11,9 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Die Auslandsumsätze stiegen um 10,7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Im Jahresdurchschnitt waren im Kreis Herford 26.109 Mitarbeitende beschäftigt, ein leichter Rückgang um 0,3 Prozent. „Dennoch bleibt der Kreis Herford neben dem Kreis Gütersloh der wichtigste Industriestandort in Ostwestfalen. Und diese Wirtschaftskraft gilt es zu sichern“, so Dörmann.