Die Transformation zur Elektromobilität sehen ostwestfälische Automobilzulieferbetriebe mit gemischten Gefühlen, wie eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) zeigt. Gut die Hälfte der Kfz-Zulieferer (58 Prozent) sieht tendenziell eher Risiken auf sich zukommen, 42 Prozent verbinden mit dem Wandel dagegen Chancen.
„Dramatische Auswirkungen der E-Mobilität sehen aber die wenigsten befragten Unternehmen, die überwiegende Mehrheit sieht eher moderate Risiken und Chancen“, erläutert IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden. „In Regionen mit mehr Zulieferern für Verbrennungsmotoren sieht das sicherlich anders aus“.
53 Betriebe mit rund 9.300 Beschäftigten beteiligten sich an der IHK-Umfrage von Juli bis Anfang September; damit in etwa die Hälfte der ostwestfälischen produzierenden Betriebe, die in die automobile Wertschöpfungskette eingebunden sind.
Ostwestfalens Automobilzulieferer seien insgesamt sehr breit aufgestellt, die Unternehmen stammten aus dem klassischen Maschinen- und Werkzeugbau und reichten bis hin zu direkten Teile- und Modul-Zulieferern. „Manche der befragten Unternehmen hängen vollständig von der automobilen Wertschöpfungskette ab, manche nur zu wenigen Prozenten“, erklärt von der Heiden.
So sei auch der Anteil der Betriebe, die im Bereich des Antriebes/Verbrennungsmotors tätig sind (29 Prozent) genauso hoch wie der von Betrieben rund um das Fahrwerk (29 Prozent) oder im Segment des Maschinenbaus beziehungsweise der Fertigungstechnologien (29 Prozent) für den Automobilbereich. Viele Betriebe seien auch rund um das Interieur (25 Prozent) oder das Exterieur (22 Prozent) aktiv.
Diese Mischung schlage sich auch in der Beurteilung des Wandels zur Elektromobilität nieder. Immerhin bieten nach Informationen der IHK gut zwei Drittel der Betriebe bereits aktuell Komponenten an, die für die technologischen Veränderungen geeignet sind. „Dazu zählen Elektronikteile, Lackierstraßen für Akkus, Batteriewannen und beispielsweise technische Kunststoffteile - die Palette ist sehr breit“, zeigt der IHK-Geschäftsführer auf.
Die Produktionsrisiken für viele Betriebe lägen weniger im Wandel der Antriebstechnik, als vielmehr in den generellen Problemen der Branche, wie hoher Kostendruck (63 Prozent), Preisdruck (50 Prozent) oder der Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter (46 Prozent). „Die Branche reagiert sensibel auf Veränderungen“, beobachtet von der Heiden.
Eine der Kernfragen sei, wie bedeutsam europäische Standorte der Automobilhersteller angesichts zunehmender Konkurrenz gerade im Bereich der E-Mobilität aus den USA und China zukünftig blieben. In der IHK-Umfrage beklagen 30 Prozent, dass Kunden ihre Produktion zunehmend ins Ausland verlagerten.
Nicht verwunderlich ist laut von der Heiden deshalb auch, dass unter den strategischen aktuellen Maßnahmen der befragten Zulieferer das Ausweichen auf andere Märkte außerhalb des Automotive-Sektors an erster Stelle (63 Prozent) stehe, vor der Mitarbeiterqualifikation (50 Prozent), dem Ausbau der Digitalisierung (43 Prozent) und mehr Innovationen (41 Prozent).
„Die Transformation der für Deutschland so wichtigen Automobilindustrie wird auch in Ostwestfalen zu spürbaren Veränderungen führen“, sagt der IHK-Geschäftsführer. „Beruhigend ist dabei, dass die ostwestfälischen Zulieferbetriebe insgesamt sehr differenziert aufgestellt sind.“