Ostwestfälische Unternehmen sind stark von den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekrieges betroffen. Das geht aus einer Blitzumfrage der IHK unter ihren Unternehmen hervor, an der sich im Mai 484 Firmen beteiligt haben. 154 der befragten Betriebe unterhalten demnach direkte Geschäftsbeziehungen mit Russland sowie 116 mit der Ukraine.
„Die Resonanz auf die Umfrage ist sehr gut und zeigt, dass der Konflikt ökonomische Auswirkungen auch auf die Unternehmen hat, die nicht unmittelbar mit Russland oder der Ukraine Wirtschaftsbeziehungen haben“, erläutert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe.
Der Erhebung zufolge spüren 95 Prozent der Betriebe mit direkten Geschäftsbeziehungen und 79 Prozent ohne direkte Geschäftsbeziehungen zu den Kriegsparteien die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Russland-Krieges. Von den Firmen mit Russland-Geschäft klagen neun von zehn über negative Auswirkungen, von den Betrieben mit Ukraine-Geschäft acht von zehn.
Viele Firmen aus Ostwestfalen haben ihr Russland-Geschäft ganz eingefroren oder den Markt ganz verlassen. Nur 14 Prozent wollen wieder Geschäfte mit und in Russland machen. Anders ist der Umgang mit der Ukraine: 55 Prozent der Befragten wollen unverändert auf diesem Markt tätig bleiben.
„Auch die indirekte Betroffenheit durch den Ukraine-Krieg ist bei unseren Unternehmen wegen steigender Kosten, gestörter Lieferketten und fehlender Lagerkapazitäten groß“, betont Grefe. Im Detail nennen 82 Prozent der Unternehmen negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte wegen höherer Energiekosten und 73 Prozent wegen gestiegener Kosten für Rohstoffe und Vorleistungen.
Darüber hinaus berichten 65 Prozent von Störungen in den Lieferketten und der Logistik; 53 Prozent verzeichnen einen Nachfragerückgang oder die Zurückhaltung von Kunden. Lediglich ein Prozent der befragten Firmen gibt an, keine Auswirkungen vom Krieg und den Sanktionen zu spüren.
„Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, angesichts ihrer durch den Krieg verschärften Kostensteigerung mit der Weitergabe von Preiserhöhungen an Kunden reagieren zu müssen. Das wiederum verschärft die Inflation“, befürchtet der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer.
Die Firmen forderten deshalb eine Entlastung bei ihren Energiekosten (70 Prozent) sowie die Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Energie (58 Prozent). In diesem Zusammenhang wünscht sich ein Drittel der Firmen auch einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien.
„Durch die zunehmende Inflation steigt die Gefahr einer Rezession“, analysiert Grefe. „Die Unternehmen, die noch vor einem halben Jahr bereit waren, nach dem Schrecken der Corona-Krise wieder mehr zu investieren, halten sich jetzt wieder zurück.“
Aus Ostwestfalen unterhalten rund 200 Unternehmen Geschäftsbeziehungen zur Ukraine, 20 mit Produktionsstätten oder Niederlassungen vor Ort. Zudem haben 350 Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu Russland, 150 davon mit Produktionsstätten oder Niederlassungen vor Ort.
„Auch in Zeiten der Krise und Ungewissheit der Energieversorgung ist die Hilfsbereitschaft der Unternehmen groß. 44 Prozent der Unternehmen geben an, bereits konkrete Hilfsangebote für die Ukraine und ukrainische Geflüchtete umgesetzt zu haben“, ergänzt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer.