„Wir müssen eine Aufholjagd starten, die uns weiter bringt, als wir vorher waren“
Das Jahr 2021 wird wohl ein ganz besonderes Jahr. Wir sollten es mit mehr als reinem Zweckoptimismus angehen. Und wir sollten es aus ökonomischer Sicht mit einem Willen zur Aufholjagd starten, die uns weiter bringt, als wir vorher waren.
Natürlich benötigen wir zunächst die Kraft und eine Portion Glück, um die Umsatz-, die Beschäftigungszahlen und das Bruttosozialprodukt aus der Zeit vor Corona wieder zu erreichen. Aber würde das genügen? Natürlich nicht.
Die Herausforderungen, die uns die Digitalisierung, der Umweltschutz und Klimawandel, die sich verändernde Globalisierung und beispielsweise die auch weiterhin zu erwartenden Migrationsbewegungen in der Welt ins Lastenheft schreiben, werden noch weitaus mehr von uns verlangen als die Rückkehr zur alten Normalität. Sie können die Unterschiedlichkeit der Interessen, der Meinungen, und womöglich auch die Heftigkeit der ökonomischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen verstärken. Und sie werden neue Lösungen und ein neues Einvernehmen einfordern. Zukunft bewältigt man nicht gegeneinander sondern nur #gemeinsam.
Als Interessenvertretung der Wirtschaft in den Regionen unseres Landes kommen den Industrie- und Handelskammern und auf Bundes-, sowie auf internationaler Ebene dem deutschen Industrie- und Handelskammertag hier eine maßgebliche Rolle zu: Wohin müssen wir steuern, damit sich die Wirtschaft insgesamt am günstigsten entwickelt und ihre generelle Funktion zur Sicherung der Existenz der Gesellschaft erfüllen kann? Wo liegen unsere gemeinsamen Ziele und der für möglichst viele akzeptable Weg dorthin?
Dies herauszufinden, kann sicherlich nur im demokratischen und strittigen Diskurs erfolgen. Aber er fordert auch von allen ein, die Gebote der Fairness und des richtigen Maßes einzuhalten. Schauen wir auf den Klimawandel und somit auf den CO2 Ausstoß, so stellen wir fest, dass es eben nicht die Industrie ist, die die Ziele verfehlt hat, sondern vor allem der Verkehr und Energiebedarf der Gebäude. E-Mobile konnte man schon vor zehn Jahren kaufen, hat aber kaum einer. Hätten alle es getan, wäre der Börsenwert jedes heimischen Autobauers wahrscheinlich höher als der „des“ amerikanischen Wettbewerbers, den alle kennen. Gut isolieren kann man Gebäude übrigens auch schon länger. Aber Halt! Es macht eben keinen Sinn mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Den Unternehmern unseres Landes ist sehr wohl klar, dass die Herausforderungen der Zukunft nur mit der Findigkeit der Industrie bezeihungsweise Wirtschaft zu lösen sind. Und wir können sie nur im partnerschaftlichen Verbund mit der Wissenschaft und auch der Politik bewältigen. Corona und die Entwicklung von geeigneten Impfstoffen hat ein herausragendes Beispiel für die Erfolgsmöglichkeiten dieser Partnerschaft geliefert. Die Finanzhilfen haben die Arbeit beschleunigt und die risikobelastete Vorproduktion der Impfstoffe forciert.
Diese Partnerschaft zwischen Politik und Ökonomie war beispielhaft. Politik sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, dass sie nicht mit vernichtender Disruption die Strukturen so verändern kann, dass sie ihr eigentliches Ziel sicher erreicht. Der Klimaschutz ist hierfür ein gutes Beispiel.
Wenn mit zu scharfen Grenzwerten heimische Produktionsunternehmen in die Knie gezwungen werden und an anderen Stellen in der Welt Produzenten mit weit schlechteren Umweltschutzstandards das Geschäft übernehmen, ist dem Weltklima nicht gedient. Disruption kann der Markt oft besser. Er ist zwar auch zerstörerisch, aber schafft auch gleichzeitig Neues. Er schafft Verlierer und gleichzeitig Gewinner. Und er hinterlässt bei Unternehmern das vergleichsweise bessere Gefühl, dass man ja auch selber auf die modernere Lösung hätte kommen können. Greift der Staat zur Abrissbirne per Gesetz, hinterlässt er häufig nur Industriebrachen und Frust.
Im vor uns stehenden Wandel kommt es also darauf an, positive Anreize für die unter anderem ökologischen und technischen Veränderungen zu schaffen. Es kommt darauf an, dass die Politik den Rahmen und die Infrastruktur dafür schafft. Im Diskurs um die besten Lösungen helfen wir gern. Lassen Sie uns also optimistisch in das neue Jahr gehen.