IHK-Herbstkonjunkturumfrage 2020 im Kreis Gütersloh:
Die Corona-Pandemie dominiert immer noch die Lage der gewerblichen Wirtschaft im Kreis Gütersloh, allerdings kehrt in weite Teile der Wirtschaft vorsichtiger Optimismus zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die am 7. Oktober beim Pressegespräch in Gütersloh vorgestellt wurde.
„Die Konjunktur gibt es zurzeit nicht, denn einzelne Teilbranchen sind von der Pandemie sehr unterschiedlich betroffen“, betonte IHK-Vizepräsident Dr. Markus Miele und erläuterte: „Innerhalb der Industrie tun sich zwischen Maschinenbauer und Lebensmittelhersteller ebenso große Differenzen auf wie beispielsweise im Handel zwischen Fahrradhändler und Bekleidungsgeschäft.“ An der Umfrage von Mitte August bis Mitte September beteiligten sich 384 Unternehmen mit 40.743 Beschäftigten aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung aus dem Kreis Gütersloh.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, ist für die Wirtschaft im Kreis von 52 Punkte auf 111 Punkte gestiegen. Die 100er-Linie steht für eine ausgeglichene Stimmung, wenn sich Optimisten und Pessimisten im Saldo die Waage halten. Diese Entwicklung fußt im Wesentlichen auf deutlich verbesserten Erwartungen der Unternehmen. In der Industrie hat sich der Indexwert sogar von 45 auf 116 Punkte verbessert, im Handel stieg er von 82 auf 98 Punkte und bei den Dienstleistern von 59 auf 98 Punkte.
Die Industrie schätzt ihre aktuelle Situation besser ein als bei der Umfrage im Frühsommer. Während im Mai/Juni 42 Prozent ihre Geschäftslage als „schlecht“ bewerteten, sind es jetzt nur 16 Prozent. Weiterhin schwach seien das Investitionsniveau und die Produktionsauslastung. Die Erwartungen stiegen hingegen deutlich: 46 Prozent gehen in den kommenden 12 Monaten von einer günstigeren Geschäftslage aus, von einer Verschlechterung nur 14 Prozent. 25 Prozent der Industrieunternehmen aus dem Kreisgebiet geben laut IHK-Umfrage an, dass sie Stellen abbauen müssten, weitere 70 Prozent versuchten den Personalbestand zumindest zu halten.
„Sehr ausgeglichen ist die Stimmung im Handel“, berichtete der IHK-Vizepräsident. Die Einschätzungen in gut, befriedigend und schlecht teilten sich in Einzel- und Großhandel ziemlich gleich auf, denn sämtliche Werte lägen um die 30 Prozent. Bei den Erwartungen sei der Großhandel optimistischer als der Einzelhandel: Während im Großhandel 30 Prozent in den kommenden 12 Monaten mit einer Besserung ihrer Geschäftslage rechneten, seien es im Einzelhandel lediglich 19 Prozent. „Einen Beschäftigungsaufbau erwarten wir auch nicht für den Handel“, sagte Dr. Miele.
Von den Dienstleistern beurteilten ungefähr gleich viele Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut (24 Prozent) und als schlecht (25 Prozent). Bei den Erwartungen hingegen seien sie eher skeptisch: Zwar gingen 17 Prozent von einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten aus, jedoch auch 22 Prozent von einer Verschlechterung. Die große Mehrheit rechne nicht mit Veränderungen. „Große Beschäftigungsimpulse sind auch im Dienstleistungsbereich in den kommenden Monaten nicht zu erwarten“, berichtete der IHK-Vizepräsident.
Die Politik müsse deshalb mit Wachstumsimpulsen unterstützen. „Das Geld für die Sicherung von Lebensumständen und der Unternehmen war richtig und notwendig. Aber nur über Wirtschaftswachstum können Unternehmen Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten – und Bund, Länder und Kommunen wieder höhere Steuereinnahmen erzielen“, hob Dr. Miele hervor. Gerade in den Kommunen müssten die Belange der Unternehmen mehr in den Vordergrund rücken.
Außerdem komme es darauf an, dass die Exportgeschäfte wieder anliefen. Aus Sicht der Unternehmen sei es deshalb sinnvoll, die pauschale weltweite Reisewarnung auslaufen zu lassen. Darüber hinaus sei es wichtig, dass die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien mit einem Vertrag mit klaren Prioritäten geregelt würden.
„Auch die amtlichen Statistiken bilden die aktuell immer noch schwierige Lage im Kreis Gütersloh für viele Unternehmen ab“, hob IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden hervor. Der Gesamtumsatz in der Industrie ist dort seinen Worten nach von Januar bis Juli 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent gesunken, und zwar von 11,4 Milliarden Euro auf 11,0 Milliarden Euro.
Dabei seien die Umsätze im Ausland in den ersten sieben Monaten sogar leicht gestiegen, um 0,6 Prozent auf gut 4,84 Milliarden Euro. „Damit wurde die bisherige Rekordmarke ganz leicht übertroffen und die Exportquote im Kreis Gütersloh beträgt aktuell 44,0 Prozent“, sagte Dr. von der Heiden. Die Umsätze im Inland seien dagegen im gleichen Zeitraum um 6,1 Prozent auf knapp 6,2 Milliarden Euro gesunken.
Im Vergleich zur Region, zum Land und zum Bund stehe der Kreis Gütersloh trotzdem sehr gut da, denn sowohl in Ostwestfalen (-5,7 Prozent) und in NRW (-12,5 Prozent) als auch in Deutschland (-13,4 Prozent) seien die Umsatzrückgänge von Januar bis Juli erheblich stärker gewesen. Die Zahl der Beschäftigten betrage im Kreis 62.498 Frauen und Männer. „Das sind 0,6 Prozent weniger als im Vorjahresvergleichszeitraum und liegt ungefähr auf dem Niveau von Ostwestfalen mit einem Minus von 1,5 Prozent, dem Land NRW mit -1,6 Prozent und dem Bund mit einem Minus von 1,7 Prozent. Man sieht an diesem eher moderaten Beschäftigungsabbau, dass das Mittel der Kurzarbeit wirkt“, erklärte der IHK-Geschäftsführer.