„Ein hartes Stück Arbeit haben unsere Unternehmen in diesem Jahr geleistet, um die Umstellungen im deutsch-britischen Handel zu meistern“, resümiert Harald Grefe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Sie hat gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen in Münster zum 1. Januar 2021 den neu geschaffenen Länder-Schwerpunkt Großbritannien und Irland für alle 16 IHKs in Nordrhein-Westfalen übernommen.
„Der Informationsbedarf der Unternehmen rund um den Brexit war besonders zu Jahresbeginn groß und hat sich mittlerweile eingeruckelt“, erläutert Grefe. Beide Länderschwerpunktkammern unterstützen 2021 die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 2.700 individuellen Beratungsgesprächen zu allen relevanten Themen rund um den Brexit.
Darüber hinaus nutzten in diesem Jahr in Bielefeld und Münster insgesamt 1.720 IHK-Mitgliedsunternehmen in zwölf Online-Veranstaltungen die Gelegenheit, sich gezielt über relevante Brexit-Themen zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Auch neue Geschäftsmöglichkeiten auf der Nachbarinsel Irland standen dabei zunehmend im Fokus.
Obwohl sich die deutschen Lieferanten und Logistiker gut auf den Brexit vorbereitet hatten, sei der Start zu Jahresbeginn nicht störungsfrei verlaufen. Insbesondere neue bürokratische Anforderungen, das Nadelöhr Calais/Dover und die mangelhafte administrative Vorbereitung seitens des britischen Zolls sorgten für erhebliche Verzögerungen im deutsch-britischen Warenverkehr.
Neben dem Mehraufwand und damit verbundenen Kostensteigerungen in der Logistik seien Reise- und Aufenthaltsbeschränkungen in Großbritannien sowie zunehmend auch der Fachkräftemangel, neue Handelsbarrieren und Lieferengpässe vor Ort zukünftige Herausforderungen für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. „Der reibungslose Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen Deutschland und Großbritannien gerät sowohl im Zollbereich, bei der Arbeitnehmermobilität und bei Handelskonflikten, die zusätzlich Rechtsunsicherheit und Investitionszurückhaltung erzeugen, immer mehr aus dem Takt“, betont Grefe.
Deshalb sei es wenig verwunderlich, dass die deutschen Exporte nach Großbritannien und Investitionen auf der Insel schon seit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 rückläufig seien. Aktuell belege Großbritannien nur den achten Platz der deutschen Exportrangliste, ursprünglich lag es auf Rang drei. Beim Import nach Deutschland habe das Königreich in diesem Zeitraum noch mehr an Bedeutung verloren und sei von Rang fünf auf Platz zehn abgefallen.
„Trotzdem wollen die deutschen Unternehmen diesen Drittmarkt ihres Europäischen Binnenmarktes vor der Haustür nicht verlieren und werden sich auch zukünftig den daraus resultierenden Herausforderungen stellen“, unterstreicht Grefe, auch wenn bisherige Lieferwege möglicherweise angepasst werden müssten. Grundsätzliches Ziel sei es dabei, bestehende Verbindungen zu stützen und neue Geschäftsbeziehungen aufzubauen.
Auch 2022 werden beide IHKs als NRW-weite Ansprechpartner für Großbritannien und Irland ihre Mitgliedsunternehmen mit attraktiven Informationsangeboten, Plattformen zum Erfahrungsaustausch und Beratungsleitungen unterstützen. Das aktuelle Informationsangebot wird auf den beiden Homepages der IHKs unter www.ostwestfalen.ihk.de und www.ihk-nordwestfalen.de eingestellt.