Für die Entwicklung eines schlüssigen, tragfähigen und nachhaltigen Umnutzungskonzeptes für die Fläche des zur Jahreswende aus der kommerziellen Stromproduktion ausscheidenden Steinkohlekraftwerkes Heyden in Petershagen-Lahde sollte dem bisherigen Betreiber die notwendige Zeit eingeräumt werden. Dies regt die Mindener Zweigstelle der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) an. Dazu gehöre auch die vom Betreiber generell für stillgelegte Kraftwerksstandorte ins Auge gefasste Transformation in eine neue gasbefeuerte KWKAnlage mit Fernwärmeauskopplung oder die Errichtung von Anlagen zur industriellen Produktion von Wasserstoff.
Wie die Uniper SE in ihrer Pressemitteilung vom 1.12.2020 bekannt gab, soll das Steinkohlekraftwerk Heyden 4 (875 Megawatt) in Petershagen-Lahde zum 1. Januar 2021 die kommerzielle Stromproduktion einstellen und am 1. Juli 2021 endgültig stillgelegt werden, sofern der Übertragungsnetzbetreiber keine Systemrelevanz feststellt. Damit ist die bisher bekannte Zeitspanne zur Stilllegung bis spätestens Ende 2025 überholt.
Sofern zusätzlich oder anstatt alternativer energiebezogener Nutzungen andere Nutzungen angedacht werden, schlägt die IHK beispielsweise gewerbliche oder verkehrs-/logistikbezogene Nutzungen vor. Die Lage der Kraftwerksfläche am Schleusenkanal der Weser-Schleuse Petershagen mit dem kraftwerkszugehörigen Weserhafen, dem Gleisanschluss und der vorbeiführenden Bundesstraße B 482 werte sie zu einem der seltenen trimodalen Standorte auf.
Der Mindener IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting: „Zusammen mit der beachtlichen Flächengröße mit über 60 ha lassen sich hier Nutzungen realisieren, die an kaum einer anderen Stelle möglich sind.“ Eine mehrfache Teilung in viele Kleinflächen für Nutzungen, wie sie an vielen anderen Stellen Ostwestfalens möglichen sind, würde der hohen Umnutzungsverantwortung für diese Fläche nicht gerecht. Viele Städte und Gemeinden wären froh, wenn sie so eine Fläche „im Köcher“ hätten. Sie sei eine große Chance für die Wirtschaft und die Region.
Langjährige Diskussionen über eine Anschlussnutzung wie sie bei und nach der Stilllegung des Kraftwerkes Porta Westfalica-Veltheim auftraten, sollten vermieden werden.
Bei allen Überlegungen sei Rücksicht auf die Weserlandklinik auf der anderen Weserseite zu nehmen.
Die Ansiedlung von immissionsempfindlichen Nutzungen wie Wohnen auf dem Kraftwerksgelände trägt die IHK nicht mit. Vermieden werden sollte auch, im Umfeld des bisherigen Kraftwerksstandortes jetzt immissionsempfindliche Nutzungen zu planen, die die zukünftigen Handlungsmöglichkeiten auf dem heutigen Kraftwerksgelände einschränken.
Je nach Folgenutzung des Kraftwerksgeländes in Lahde mit dem damit verbundenen Straßenverkehrsaufkommen erhalte die Bundesstraße B 482 als Nord-Süd-Verbindung vielleicht eine höhere Bedeutung als bisher. Hunting: „Damit steigt nochmals die Notwendigkeit des baldigen Ausbaus der B 482 mindestens in dem bereits aktuell verkehrlich hoch belasteten Abschnitt zwischen der A 2-Anschlusstelle Porta Westfalica Holtrup und Minden-Päpinghausen.“
Das Kraftwerk Heyden war lange Zeit der größte Steinkohlen-Monoblock in Europa. Im Entwurf 2020 zum neuen Regionalplan OWL ist das Gelände als Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB) mit der Zweckbindung für Kraftwerke und einschlägige Nebenbetriebe gesichert. Unmittelbar am Kraftwerk würden zwei überregionale Gasfernleitungen verlaufen.