„Ostwestfalen ist eine industrie- und wachstumsstarke Region mit national wie international erfolgreichen Unternehmen. Die häufig familiengeführten Betriebe sind der Heimatregion eng verbunden, schaffen Arbeitsplätze und Wohlstand. Ostwestfalen soll auch in den nächsten Jahrzehnten eine wirtschaftlich erfolgreiche Region bleiben. Dafür muss der Regionalplan die Basis schaffen. Eine starke Wirtschaft in einer landschaftlich reizvollen Umgebung: Dieses Erfolgsmodell wollen wir fortsetzen“, sagt Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) zur Diskussion um den neuen Regionalplan.
„Die Wirtschaft geht sehr sparsam mit Flächen um“, führt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe aus und erläutert: „Gerade einmal 2,2 Prozent Gewerbe- und Industriefläche beträgt der Anteil am gesamten Flächenvolumen in Ostwestfalen. In NRW sind es dagegen 3 Prozent.“ Niemand aus der gewerblichen Wirtschaft fordere, ökologisch besonders schutzwürdige Bereiche wie im Truppenübungsplatz Senne zu versiegeln.
Auch das Argument, dass übermäßig Flächen für Wohnen und Gewerbe ausgewiesen seien, sei unzutreffend. Es handele sich bei den im Regionalplan ausgewiesenen Flächen um potenzielle Flächenangebote, über die die Kommunen erst in den nächsten Jahrzehnten entscheiden können. „Nur ein Bruchteil der jetzt zeichnerisch ausgewiesenen Flächen wird tatsächlich auch bebaut werden“, erklärt Grefe. „Der Begriff ‚Flächenfraß‘ ist dabei unzutreffend. Flächen werden nicht gefressen, sie werden auch nicht verbraucht. Flächen werden vielmehr genutzt – auch für die Wirtschaft. Gewerbeflächen ermöglichen Wertschöpfung, schaffen Arbeitsplätze und bringen Wohlstand in die Region“, ergänzt Pigerl-Radtke.
Der Regionalplan lasse den Kommunen die Freiheit, nach ihren Einschätzungen diese Flächen auszuweisen. Deshalb appelliere die IHK an die Kommunen, diese Entscheidungshoheit planerisch intelligent auszuüben. Die Industrie bedenke eine ökologisch nachhaltige Entwicklung ihrer Standorte bei Erweiterungen mit. „Unterstützt durch die Vorgabe der Bezirksregierung, eine hohe Baudichte anzustreben, wird beispielsweise eine mehrstöckige Bebauung in diesem Sektor bereits vielfach umgesetzt“, berichtet Grefe. Darüber hinaus dürfe auch nicht vergessen werden, dass es in Ostwestfalen - anders als beispielsweise im Ruhrgebiet - kaum Brachflächen gebe, die reaktiviert werden könnten.
„Die Städte und Gemeinden müssen dafür sorgen, dass auch in Zukunft Flächen für die Wirtschaft an den richtigen Stellen entwickelt werden“, fordert Pigerl-Radtke. Dafür müsse es wachsenden, ortsansässigen Unternehmen in Ostwestfalen ermöglicht werden, sich bei Bedarf auch flächenmäßig zu erweitern, um die Wirtschaftskraft in der Region zu halten und andernfalls möglichen Unternehmensabwanderungen vorzubeugen.
Der Regionalplan habe eine langfristige Perspektive für die nächsten zwei Jahrzehnte. Insofern müsse er Freiheitsgrade über einen langen Zeitraum sicherstellen. Deswegen erachtet es die IHK als vernünftig, die Belange der Umwelt und der Wirtschaft und des Wohnens nicht gegeneinander in Position zu bringen. Ziel der IHK sei es, den Regionalplan im möglichst großen Einvernehmen mit allen Akteuren umzusetzen.