Die Diskussion über einen eventuellen Ausstieg des Kreises Minden-Lübbecke aus seiner Beteiligung am Flugplatz Porta Westfalica muss von einer fairen Abwägung zwischen den verschiedenen Interessen getragen werden. Dafür spricht sich die Mindener Zweigstelle der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) aus.
In der Vergangenheit habe es immer wieder Ausstiegsgedanken des Kreises gegeben. Aktuell wurden sie jetzt von Teilen der Kreispolitik geäußert - diesmal in Verbindung mit der Finanzierung der beiden Klinikneubauten im Altkreis Lübbecke und in Bad Oeynhausen.
„Wir hoffen, dass die jetzige Ausstiegsüberlegung in ein verlässliches Bekenntnis des Kreises zum Flugplatz mündet und gemeinsam an einer zeitgemäßen Weiterentwicklung dieser Infrastrukturanlage gearbeitet wird,“ so IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting.
In die Abwägung gehört auch die Funktion des Flugplatzes als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Viele größere und kleinere Unternehmen unserer Region nutzen ihn, um von dort aus zu ihren Standorten und Geschäftspartnern zu fliegen. Deshalb sind namhafte Unternehmen aus dem Kreis Minden-Lübbecke sehr stark finanziell am Flugplatz engagiert. In der umfangreichen Gesellschafterliste finden sich viele weitere Unternehmen, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie gewerblich tätige Einzelpersonen.
Zu berücksichtigen sind auch die über 50 Arbeitsplätze am Flugplatz, die nicht in Gefahr gebracht werden dürfen. Bei einer Schließung des Flugplatzes befinden sich Ausweichflughäfen erst in einiger Entfernung, was für die heimischen Wirtschaftsunternehmen mit einem erheblichen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand und zusätzlichem Energieeinsatz verbunden ist.
Gesehen werden müssen auch weitere Funktionen des Flugplatzes. So ist er im Evakuierungsplan der Stadt Porta Westfalica verzeichnet und bietet Nutzungsmöglichkeit für die Luftrettung, für die Polizei und den ADAC. Der Flugplatz hat Potenzial für die sehr sinnvolle Optimierung von Logistikketten von international namhaften Gesundheitseinrichtungen, die in unserer Region ansässig sind.
Ein Ausstieg des Kreises zur Finanzierung der Zukunftsprojekte der Mühlenkreiskliniken würde die Unternehmen doppelt belasten: Der Weiterbetrieb des Flugplatzes würde deutlich erschwert oder gar unmöglich gemacht. Darüber hinaus werden die Unternehmen über ihre Gewerbesteuerzahlungen und die Kreisumlage an der Finanzierung der Projekte der Mühlenkreiskliniken beteiligt. Als geschätzte Baukosten für die beiden Klinikneubauten wurde mehr als eine halbe Milliarde Euro genannt. In der öffentlichen Diskussion wird diese Kostenschätzung als zu viel niedrig kritisiert.
Zur Klinikfinanzierung leisten die vergleichsweise geringen Erlöse von vielleicht einer halben Million Euro bei einem Rückzug des Kreises vom Flugplatz kaum einen nennenswerten Beitrag. Die Projekte der Mühlenkreiskliniken mit ihren bisher bekannten Finanzierungsüberlegungen erfordern deutlich breiter aufgestellte Überlegungen beim Kreis. Dazu gehört eine systematische Überprüfung sämtlicher Kreisbeteiligungen und Kreisimmobilien und eine grundlegende Aufgabenkritik mit der Frage, was und in welcher Intensität der Kreis machen sollte.