Auch im Jahr 2017 wurde mit 0,8 Prozent ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorjahr erreicht. IHK-Geschäftsführer Swen Binner: „Die Ausbildungsbereitschaft der ostwestfälischen Wirtschaft ist nach wie vor sehr hoch. Das zeigt sich auch daran, dass bei den Agenturen für Arbeit in der offiziellen Abschlussbilanz mit 805 unbesetzten Ausbildungsstellen insgesamt 17 Prozent mehr als im Jahr 2017, im Vergleich zu 2016 sogar 36 Prozent mehr offene Ausbildungsstellen gemeldet wurden. Leider sinkt gleichzeitig das Bewerberinteresse an einer beruflichen Bildung weiter, da sich viele für ein Studium entscheiden. Bei einer größeren Anzahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber wäre der Zuwachs bei den Verträgen deutlich höher gewesen.“ Erfreulich ist aus seiner Sicht das Plus im Verkehrs- und Transportgewerbe, das zunehmend – wie andere Branchen auch – unter einem hohen Fachkräftemangel leidet. „Bei den Kaufleuten für Spedition und Logistikdienstleistung haben wir einen Anstieg von 22,6 Prozent, bei den von den Bewerbern nicht so stark nachgefragten Berufskraftfahrern auch ein erfreuliches Plus von 16,7 Prozent auf 133 neue Ausbildungsverträge erreicht“, erläutert Binner. Weitere Zuwächse sieht die IHK bei den vor einigen Jahren ebenfalls novellierten Druckberufen Medientechnologen (+ 20,4 Prozent, absolut 65 neue Ausbildungsverträge) sowie den Fachinformatikern (+ 14,9 Prozent, absolut 456), der den deutlich steigenden Fachkräftebedarf in der Digitalisierung ausdrückt. Rückgänge gibt es im Hotel- und Gaststättengewerbe (- 5,4 Prozent auf 313 neue Ausbildungsverträge), das nach Einschätzung der IHK unter einem deutlich zu geringen Bewerberinteresse leidet. Berufe in den Bereichen Leder, Textil und Bekleidung entwickeln sich wie in den vergangenen Jahren strukturbedingt rückläufig (- 34,2 Prozent, absolut 25). Auch bei Berufen der Holzverarbeitung verzeichnete die IHK ein deutliches Minus von 16,3 Prozent (absolut 123). Regional gibt es ebenfalls unterschiedliche Entwicklungen. Hohe Zuwächse sieht die IHK in den Kreisen Herford (+ 7, 5 Prozent auf absolut 1.070 neue Ausbildungsverträge) sowie im Kreis Minden-Lübbecke (+ 6,4 Prozent, absolut 1.488). Leicht positiv gegenüber dem Vorjahr ist die Entwicklung in den Kreisen Paderborn (+ 0,7 Prozent, absolut 1.344) und Gütersloh (+ 0,6 Prozent, absolut 1.957). Ein Minus weisen in der IHK-Bilanz nach einer ebenfalls schwachen Entwicklung in den vergangenen Jahren die Stadt Bielefeld mit einem Minus von 1,4 Prozent (absolut 1.538) sowie der Kreis Höxter (- 3,3 Prozent, absolut 476) auf. Nach Binners Worten stimmen die regionalen Ausbildungskonsenspartner derzeit einen regionalen Handlungsplan ab, der gegenüber der Landesregierung eingereicht wird. Hier werden unter anderem gemeinsame Aktionen wie der Tag der Ausbildungschance und die Nachvermittlungsphase koordiniert. „Für eine weiterhin positive Ausbildungsmarktentwicklung kommt es darauf an, noch stärker mit Themen der beruflichen Bildung in die allgemeinbildenden Schulen zu gehen, an die Flexibilität in der Berufswahl der Jugendlichen zu appellieren sowie die Mobilität der Jugendlichen zu unterstützen.“ Dazu dient auch das von der Landesregierung in dieser Woche angekündigte Azubi-Ticket, dessen Einführung von den Kammern unterstützt wird. „Positiv ist die Freiwilligkeit. Allerdings ist der NRW-Preis in Höhe von 80 Euro im Monat ambitioniert“, so der IHK-Geschäftsführer.