Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hat in ihrer jüngsten Sitzung im Juni das Positionspapier für die Innenstädte in Ostwestfalen „Mobilitätsvielfalt stärken“ ohne Gegenstimme verabschiedet. „Die IHK bringt sich in die Diskussion über die richtigen Weichenstellungen für Verkehr und Mobilität in den ostwestfälischen Städten im Interesse der Unternehmen und des Wirtschaftsverkehrs konstruktiv und sachlich ein“, betont IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven. Bei dieser Diskussion stünden auch Fragen des Klimaschutzes im Fokus. „Die Wirtschaft sieht sich den klimapolitischen Zielen verpflichtet“, heißt es in dem Positionspapier wörtlich. Und für das Erreichen der Klimaziele müsse der Verkehrssektor seinen Beitrag zur CO2-Einsparung erhöhen.
„Auch die Themen Verkehrswende und Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten des Radverkehrs und des Öffentlichen Personennahverkehrs werden aktuell in vielen ostwestfälischen Kommunen diskutiert. Es gilt für uns, in den Planungsprozessen die Belange des Wirtschaftsverkehrs bestmöglich zu vertreten“, nennt der IHK-Präsident einen wesentlichen Grund für das Erstellen dieses Papiers, das aus einem IHK-Workshop heraus entwickelt worden sei. „Darin haben wir die Rahmenbedingungen des innerstädtischen Verkehrs aus Sicht der Wirtschaft abgesteckt und Möglichkeiten der Mobilitätsvielfalt aufgezeigt.“ Die IHK steht für starke und lebendige Innenstädte und unterstützt die Anstrengungen der Kommunen, die Innenstädte zu beleben; die Erreichbarkeit der Innenstadt spiele dabei eine Schlüsselrolle. Eine besondere Herausforderung besteht laut Positionspapier in der Organisation eines verträglichen Verkehrs für alle Verkehrsarten. Zentrales Thema gerade für die Stärkung der Städte sei die Gewährleistung der Mobilitätsvielfalt. Wichtige Bausteine hierfür seien eine funktionsfähige Straßeninfrastruktur, zuverlässige öffentliche Verkehrssysteme, intermodale Angebote sowie attraktive Rad- und Fußwegenetze. Dabei unterschieden sich die Rahmenbedingungen für Mobilität zwischen ländlich geprägten und hochverdichteten Räumen.
Ostwestfälische Unternehmen seien global vernetzt und lokal verankert. Die Wirtschaft als wesentlicher Motor für die Prosperität der Region sei deshalb auf eine gute Erreichbarkeit für Mitarbeitende und Kunden sowie eine funktionierende Logistik zur Sicherung der Versorgung angewiesen. „Viele Mitarbeitende pendeln zu ihrem Arbeitsplatz, häufig mit dem Pkw, weil die Alternativen – vor allem im ländlichen Raum – fehlen“, heißt es im Positionspapier. Fachkräfte seien sehr begehrt. Für die Unternehmen sei die einfache Erreichbarkeit der Gewerbestandorte mit allen Verkehrsmitteln wichtig, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Hinzu komme ein kontinuierlich steigender Verkehr für Güter und Personen. „Deshalb ist es sinnvoll, sich für die gewünschte Reduzierung des Autoverkehrs vorher die Zeit zu nehmen, um gemeinsam mit der Wirtschaft in den Innenstädten Lösungen zu finden, denn wir alle wollen doch auch weiterhin Arbeitsplätze, interessante Produkte und Kunden in den Geschäften“, unterstreicht Meier-Scheuven.
Der IHK-Präsident bezieht sich dabei insbesondere auf zwei Positionen in dem zwölf Punkte umfassenden Positionspapier: die Anerkennung der Bedeutung des Wirtschaftsverkehrs und das weitere Ermöglichen vom Lieferverkehr in der City.
Die Diskussion um die „richtige“ Verkehrswende werde in vielen Städten zunehmend emotional geführt.
Das IHK-Positionspapier „Mobilitätsvielfalt stärken“ ist im Internet auf der IHK-Website abrufbar.