Preußisch Oldendorf kann aus Sicht der Unternehmen als Wirtschaftsstandort kaum überzeugen – im Vergleich zu allen elf kreisangehörigen Städten und Gemeinden schneidet Preußisch Oldendorf in vielen Bereichen schlechter ab. Bei der Frage, ob Unternehmen sich erneut für den Standort entscheiden würden, landet die Gemeinde auf dem letzten Platz, ebenso bei der Frage nach der Erreichbarkeit des Betriebsstandorts mit dem Auto, bei der kommunalen Verkehrspolitik und dem Baustellenmanagement.
Das ergab die aktuelle Standortumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich 30 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten. Die Ergebnisse wurden Bürgermeister Marko Steiner von IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting vorgestellt.
Nur 34 Prozent der Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass die Interessen der Wirtschaft von der Preußisch Oldendorfer Kommunalpolitik berücksichtigt werden. Die Kommunalverwaltung kommt auf eine Zustimmungsrate von 39 Prozent. Die kreisweiten Bestwerte liegen bei beiden Fragen bei jeweils 89 Prozent.
Die Unternehmen sind unzufrieden mit Standortfaktoren, die durch Rat und Verwaltung näher beeinflusst werden können, wie das Image der Stadt, das Marketing für die Kommune oder die Bearbeitungsdauer von Anliegen und Genehmigungsverfahren. Nur 41 Prozent der Antwortenden würden sich für Preußisch Oldendorf als Standort wahrscheinlich oder auf jeden Fall wieder entscheiden. Das ist der kreisweit schlechteste Wert.
Das hat auch Auswirkungen auf die Gewerbesteuer, die 83 Prozent für wichtig oder sehr wichtig, aber gleichzeitig deren Höhe für eher nicht angemessen oder überhaupt nicht angemessen halten (Kreisdurchschnitt: 50 Prozent). Hunting: „Das ist ein unübersehbares Signal zur Senkung des Hebesatzes.“
Deutlich negativ bewertet wurde die Breitbandinfrastruktur. Für 63 Prozent der Unternehmen ist der Standortfaktor sehr wichtig und wichtig, sie sind damit aber gleichzeitig unzufrieden oder weniger zufrieden. Mit 59 Prozent etwas besser bewertet, aber ebenfalls nicht hinnehmbar, ist die Mobilfunkinfrastruktur.
Mit der Erreichbarkeit des Betriebsstandortes mit dem Auto sind nur 78 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden (Kreis: 88 Prozent). Bei der kommunalen Verkehrspolitik ist die Zufriedenheit bei nur 15 Prozent (Kreis: 46 Prozent) und beim Baustellenmanagement nur acht Prozent (Kreis: 51 Prozent). Das sind bei allen drei Standortfaktoren die schlechtesten Werte im Kreis.
Hunting: „Das kann mit den Baumaßnahmen an der Bünder Straße (L557) in Bad Holzhausen zusammenhängen, die im Umfragezeitraum voll gesperrt war und eine Hauptverbindung zur Autobahn A 30 ist.“ In den Fragebogenantworten finden sich mehrfach Wünsche nach einer Verlegung der Bundesstraße B 65.
Positiv wird das Betreuungsangebot für Kinder gesehen. 64 Prozent ist dieser Standortfaktor sehr wichtig oder wichtig und sind gleichzeitig sehr zufrieden oder zufrieden damit (Kreis: 55 Prozent). Mit den Einkaufs- und Shoppingmöglichkeiten sind nur 48 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden. Freitexteintragungen im Fragebogen weisen auf fehlende kleinere Läden hin.
„Mit den Ergebnissen der IHK-Standortumfrage können wir nicht zufrieden sein. Wir werden die Schwachpunkte mit Rat und Verwaltung analysieren und dann gemeinsam im Schulterschluss an einer Verbesserung der angesprochenen Punkte arbeiten,“ so Steiner.
Bei der Umfrage konnten die Unternehmen rund 50 Standortfaktoren und die Wirtschaftsfreundlichkeit von Politik sowie Verwaltung beurteilen. Die Studie wurde im Jahr 2022 von rc – research & consulting GmbH aus Bielefeld im Auftrag der IHK in allen Kommunen Ostwestfalens durchgeführt und wissenschaftlich begleitet.