Die gewerbliche Wirtschaft im Kreis Minden-Lübbecke bewertet ihre Geschäftslage aktuell aufgrund der Auswirkungen der Corona Pandemie als „extrem schlecht“. Dies ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich von Mitte Mai bis Anfang Juni 269 Minden-Lübbecker Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung mit insgesamt rund 21.000 Beschäftigten beteiligten. „Eine Rückkehr zur Normalität ist kurzfristig nicht zu erwarten und es dürfte bis weit ins Jahr 2021 dauern, bis sich die Wirtschaft annähernd vollständig wieder im Normalmodus befindet“, waren sich die IHK-Vollversammlungsmitglieder Birgit Gärtner und Dr. Georg Böcker (Christoph Barre und Bernd Richter) sowie der Mindener IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting bei der Präsentation der Umfrageergebnisse heute (30. Juni 2020) in der IHK-Zweigstelle in Minden (im Bräustübchen der Privatbrauerei Ernst Barre in Lübbecke) einig.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, sei von 101 Punkten im Frühjahr auf aktuell 57 Punkte außergewöhnlich deutlich gefallen. Minden-Lübbecke liege im Vergleich mit den anderen ostwestfälischen Kreisen und der Stadt Bielefeld bei diesem Indikator an zweitletzter Stelle. Gärtner (Barre): „Rückblickend bis Frühjahr 1998 war der Konjunkturklimaindikator für Minden-Lübbecke noch nie so niedrig wie derzeit.“ In allen Kreisen und in der Stadt Bielefeld habe sich der Index deutlich verschlechtert und liege weit unterhalb des 100-Wertes, der die Grenze zwischen einer positiven und negativen Konjunktur darstelle. Die Abnahme im Kreis Gütersloh (61 Punkte weniger) sei am höchsten.
Rund zwei Drittel der aktuellen Umfragewerte in den drei Sektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen im Minden-Lübbecke fielen schlechter aus als in der Finanzkrise (2008 und 2009) und in der Krisenzeit nach der im März 2000 geplatzten Dotcom-Blase. Rund ein Drittel der Werte ist besser.
Laut Gärtner (Barre) habe die Politik mit dem auf den Weg gebrachten Konjunkturpaket viele wichtige Impulse für viele Unternehmen gesetzt. Es sei jetzt wichtig, die Unternehmen in vielen angespannten Branchen mit Liquidität über die nächsten Monate zu bringen. Leider seien die steuerlichen Änderungen wie die Anhebung des Verlustrücktrags, die Anpassung der Vorauszahlungen und die degressive Abschreibung von Investitionsgütern nur befristet. Auch bei der Mehrwertsteuersenkung sollte die Befristung Ende des Jahres noch einmal überdacht werden.
Nahezu alle aktuellen Umfragewerte in den drei Teilbranchen sind negativ. Dr. Böcker (Barre): „Am stärksten hat es die Industrie getroffen, vor allem bei den Zukunftserwartungen bis Ende 2020.“ (Richter:) Die Dienstleistungsbranche habe bis auf eine Ausnahme ähnliche Werte wie der Handel.
Die Zukunftserwartungen für die Erträge seien in allen Teilbranchen sehr deutlich bis außergewöhnlich negativ. „Mit großem Abstand am schlechtesten ist dieser Wert in der Industrie, wo 87 Prozent der Unternehmen von fallenden Erträgen ausgehen,“ so Dr. Böcker. Beim Handel sind es rund 52 Prozent und bei den Dienstleistern rund 51 Prozent. (so Richter)
Bei der Beschäftigtenzahl sei bis Ende 2020 in Minden-Lübbecke mit einer Abnahme zu rechnen. Das gelte vor allem für die Industrie. Dort wollen nur rund ein Prozent der Unternehmen die Beschäftigtenzahl aufbauen, aber rund 38 Prozent abbauen. Wird dieser Wert mit den Beschäftigten in den Unternehmen gewichtet, rechnen rund 60 Prozent der Unternehmen mit Personalabbau. Dr. Böcker (Barre) : „Ein wenig Zukunftshoffnung geben unter anderem die besonders in der Industrie vorgesehenen betrieblichen Krisen-Maßnahmen zur Rationalisierung und zur verstärkten Digitalisierung.“
(Dies ist die Zusammenfassung der zwei Pressemeldungen, die im Rahmen von zwei Pressegesprächen in Minden und in Lübbecke herausgegeben wurden. Die Lübbecker Änderungen sind in Kursiv geschrieben).