Hohe Erwartungen, aber auch Frustration bestimmen das konjunkturelle Lagebild im Kreis Höxter. Die Wirtschaft im Kreis befindet sich wegen der andauernden weltweiten Pandemie und der angeordneten Einschränkungen der Geschäftstätigkeiten weiterhin in einer angespannten Lage. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer aktuellen Frühjahrs-Konjunkturumfrage, an der sich aus dem Kreis Höxter 113 Unternehmen mit gut 7.000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligten. „Die momentane wirtschaftliche Lage bei den Unternehmen im Kreis gibt weiter Anlass zur Sorge“, erklärte IHK-Vizepräsident Frank Dierkes bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. „Die Konjunkturdaten sind in allen Branchen negativ. Bei der Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Situation nimmt die Anzahl der Optimisten allerdings erfreulicherweise leicht zu. Hier gehen beispielsweise 30 Prozent der Industrieunternehmen von einer sich verbessernden Lage aus. Bei Handel und Dienstleistung stellt sich die Situation jedoch noch unsicher dar. Die wirtschaftliche Lage ist von großen Unterschieden geprägt. Beispielsweise ist der ganze Lebensmittelbereich kaum betroffen, wogegen die Reisebranche, die Veranstaltungsbranche oder der Hotel- und Gaststättensektor extrem unter der Situation leiden.“
„Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für den Gesamtindikator über alle drei Sektoren mit 96 Punkten knapp im negativen Bereich“, berichtete der IHK-Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Höxter + Höxter, Jürgen Behlke. Die 100-er Linie markiert die Grenze zwischen einer positiven oder negativen Stimmung. Der Wert für die Industrie sei dabei von dem historisch schlechten Wert im Sommer mit 47 Punkten auf 96 Punkte gestiegen, was an den etwas besseren Erwartungen an die künftige Geschäftslage liege. Der Wert für die Dienstleister sei im Vergleich zum Vorjahr ungefähr gleich geblieben. Behlke: „Hier sinkt er leicht von 104 auf 103 Punkte, was aber immer noch nicht sehr optimistisch stimmt. Besonders aber der Handel sinkt von 101 auf 73 Punkte.“
Die momentane Geschäftslage stelle sich in den Sektoren tendenziell ähnlich dar. 26 Prozent der Firmen aus dem Handel, 19 Prozent bei den Dienstleistern und nur 10 Prozent der Industrieunternehmen betrachteten ihre jetzige Lage als gut. In der Industrie sähen sie demgegenüber 27 Prozent als schlecht an. Diese Einschätzung spiegele die momentane Produktionsauslastung wider: Hohe 40 Prozent – gegenüber 9 Prozent im Frühjahr 2020 – lägen mit der Auslastung ihrer Produktionskapazität unter 80 Prozent. Allerdings rechnen 30 Prozent der Befragten in der Industrie mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Dem stünden 28 Prozent gegenüber, die eine Verschlechterung erwarteten. Dierkes: „Alle Branchen gehen wegen der angespannten Geschäftslage und trotz der Möglichkeit von Kurzarbeit von einem Beschäftigungsrückgang aus. Die Konjunkturrisiken, die von den Firmen genannt werden, sind je nach Branche unterschiedlich. Es überwiegt das Risiko der Inlandsnachfrage und der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, aber interessanterweise wird bei den Dienstleistern auch wieder der Fachkräftemangel genannt.“
Im Jahr 2020 betrug der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter 1.611 Milliarden Euro und lag damit um 4,4 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. „Dieser Rückgang schmerzt schon sehr und ist auch ein Indiz für eine schwächelnde Weltkonjunktur. Wir hoffen daher, dass sich mit einer Verbesserung der konjunkturellen Lage auch die Umsatzzahlen im Kreis wieder nach oben bewegen“, führte Behlke aus. „Bei der Beschäftigungsentwicklung belegt der Kreis Höxter mit einem Minus von 2,7 Prozent einen Mittelplatz in Ostwestfalen; die Wirtschaft in unserem Kreis und besonders die Industrie war in den vergangenen Jahren recht stabil, bleibt daher die Hoffnung, dass die prognostizierten weiteren Rückgänge nicht zu extrem ausfallen“. Mit Blick auf die von den Unternehmen angeführten Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die deutsche und damit auch die ostwestfälische Wirtschaft zu unterstützen. „Dazu gehört weiterhin die notwendige Unterstützung von ohne Schuld in die Krise geratenen Unternehmen, in diesen Zeiten ganz besonders eine Verminderung des bürokratischen Aufwands für die Unternehmen, aber auch eine weitsichtige Klima- und Energiepolitik, die die Unternehmen nicht über Gebühr belastet und zu Wettbewerbsnachteilen führt. Die Unternehmen sollten den Fachkräftemangel aus strategischen Gesichtspunkten besonders vor dem Hintergrund der zu erwartenden anziehenden Konjunktur wieder in den Fokus nehmen und deshalb die Ausbildung nicht aus dem Auge verlieren. Wir erwarten weiterhin auch von Politik und Gesellschaft das klare Bekenntnis zur dualen Ausbildung und fordern weiterhin verstärkte Anstrengungen im Bereich der Berufsorientierung besonders in den Schulen“, unterstrich der IHK-Geschäftsführer.