Die Wirtschaft im Mühlenkreis geht zwar konjunkturell gestärkt in die nächsten Monate, die Auftragsbücher sind in vielen Firmen gut gefüllt. Doch die Folgen des Ukrainekrieges, sich noch weiter verschärfende Lieferengpässe und dramatisch steigende Energie- und Rohstoffkosten stellen die gewerbliche Wirtschaft vor große Herausforderungen.
Zu diesem Ergebnis kommt die Frühjahrskonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich von Mitte Januar bis Mitte Februar 352 Minden-Lübbecker Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung mit insgesamt rund 22.000 Beschäftigten beteiligten. Die Ergebnisse stellten die IHK-Vollversammlungsmitglieder Christoph Barre (Dr. Georg Böcker) und Andreas Kämmerling sowie der Mindener IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting am 23. März 2022 in der IHK-Zweigstelle in Minden (in Barre´s Brauwelt in Lübbecke) vor.
Die angespannte Lage vor dem Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Ukraine sei in die Umfrage eingeflossen, die Entwicklungen seitdem aber nicht. Eine ökonomische Bewertung der Auswirkungen des Ukraine-Krieges sei vorerst schwierig. „Die Konjunkturumfrage stellt dennoch eine gute Basis für die Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis Minden-Lübbecke dar und umreißt die Ausgangslage, aus der wir in diese schwierige Zeit hineingehen“, erläuterte Karl-Ernst Hunting.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, hat sich für den Kreis von 139 Punkten im Herbst auf derzeit 130 Punkte leicht verschlechtert, bleibt aber deutlich im positiven Bereich oberhalb der 100er-Linie. Die Umfrageergebnisse der drei Teilbranchen unterscheiden sich wesentlich, wobei Dienstleistung und vor allem Industrie Personal einstellen wollen.
Die Industriewerte seien gut, auch wenn sie zum Teil nachgelassen hätten. Christoph Barre (Dr. Georg Böcker): „Rund 33 Prozent der Industrieunternehmen erwarten für die kommenden zwölf Monate eine weiter verbesserte Geschäftslage. In der Herbstumfrage waren das noch 63 Prozent.“ Acht Prozent gehen aktuell von einer Verschlechterung aus. 59 Prozent prognostizieren eine unveränderte Geschäftslage.
Allerdings werde die Entwicklung in der Industrie derzeit stark gebremst, insbesondere durch den Personalmangel, die Energie- und Rohstoffpreise und die Rohstoff- und Zulieferteile-Knappheit, die die befragten Unternehmen als Hauptrisiken angaben. „Lieferkettenprobleme verursachen sehr spürbare Zeitverzögerungen, Ertragseinbußen und Preisanstiege und lösen sich nicht kurzfristig, sondern bestenfalls mittelfristig“, erklärte Christoph Barre (Dr. Georg Böcker).
„Die Umfrageergebnisse aus den Sektoren Handel und Dienstleistungen verschlechterten sich nahezu durchgängig und bleiben mit großem Abstand hinter denen der Industrie zurück“, berichtete Andreas Kämmerling. Nur 16 Prozent der Handelsunternehmen gingen von einer Verbesserung ihrer zukünftigen Geschäftslage aus, 22 Prozent aber von einer Verschlechterung und 62 von einer gleichbleibenden. Die Werte im Dienstleistungsbereich seien ähnlich: 20 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 18 Prozent mit einer Verschlechterung und 62 Prozent gehen von gleichbleibenden Geschäften aus.
Die aktuelle Corona-Situation spiele aber offenbar keine herausragende Rolle mehr für die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung. Jedoch belasteten die Corona-Spätfolgen wie Logistikprobleme die Wirtschaft in Minden-Lübbecke.
Christoph Barre (Dr. Georg Böcker): „Für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hat sich in letzter Zeit eine Vielzahl unterschiedlicher und anspruchsvoller Probleme angesammelt, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten nicht gesehen haben. Gemeinsam müssen wir die Kraft und den Mut zur Gestaltung einer Zukunft finden, in der sich gut leben, arbeiten und wirtschaften lässt.“
(Dies ist die Zusammenfassung der zwei Pressemeldungen, die im Rahmen von zwei Pressegesprächen in Minden und in Lübbecke herausgegeben wurden. Die Lübbecker Änderungen sind in Kursiv geschrieben).