Frauen als Gründerinnen sind in der Öffentlichkeit zu wenig sichtbar und werden zu wenig wahrgenommen. Das ist ein Ergebnis einer von IHK-NRW in Auftrag gegebenen aktuellen Studie „Gründen und Nachfolgen durch Frauen in NRW“, an der auch viele Unternehmerinnen aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) teilgenommen haben.
„Die Studie zeigt, wo es aktuell hakt und wie mehr Frauen motiviert werden können, zu gründen und unternehmerisch tätig zu werden“, nennt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke deren Zielsetzung. Insgesamt nahmen daran mehr als 1.400 Unternehmensgründerinnen und -nachfolgerinnen teil.
Die Zahl der Existenzgründungen sei seit Jahren rückläufig. Sowohl bei Betriebsgründungen als auch bei den an Bedeutung gewinnenden Unternehmensnachfolgen seien Frauen noch unterrepräsentiert. In NRW werde aktuell jedes fünfte Start-up von einer Frau gegründet, bei den Unternehmensnachfolgen liege der Anteil bei weniger als einem Viertel.
„Im Bereich unserer IHK Ostwestfalen ging 2022 rund jede dritte Gründung mit 34,2 Prozent auf Frauen zurück“, zählt Pigerl-Radtke auf. Dabei stellten Frauen ein noch größeres Potenzial dar. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass mehr Frauen sich selbstständig machen“.
Im ersten Teil der IHK-Studie werden die Gründungsmotive der Teilnehmerinnen ermittelt. Am häufigsten genannt werden selbstbestimmtes Arbeiten, Ideen realisieren, Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Unternehmensnachfolgerinnen nannten vor allem Unabhängigkeit, den Erhalt des Familienunternehmens und Positives bewirken.
Mit den strukturellen Barrieren, wie zum Beispiel dem bürokratischen Aufwand, und weiteren Hemmnissen, beschäftigt sich der zweite Teil der Studie. Demnach fehlen vielen Teilnehmerinnen Netzwerke, oder diese sind nicht bekannt, obgleich sie eine zentrale Rolle spielen, um Zugang zu Kapital sowie Unterstützerinnen und Unterstützern zu erhalten.
Darüber hinaus sei die Gründungslandschaft in NRW nach wie vor stark männlich geprägt. Aus Sicht der Befragten gebe es eine Vielzahl an männlichen Gründungsvorbildern, während es an weiblichen Vorbildern fehle. Dies gilt insbesondere für Gründerinnen, während die Wahrnehmung von Nachfolgerinnen etwas höher sei. „Praxisbeispiele können Frauen inspirieren mit ihrer Gründungsidee durchzustarten, deshalb sind sie ein fester Bestandteil unserer Gründungsveranstaltungen und -publikationen“, führt Petra Pigerl-Radtke aus.
Wichtige Anhaltspunkte, wie die genannten Barrieren überwunden werden können, vermittelt der dritte Teil der IHK-Studie. So werden beispielsweise bereits Schulen als ein wichtiger Ort angesehen, um mehr Frauen für die Karriereoption der Gründung oder Nachfolge eines Unternehmens zu sensibilisieren.
Auch eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird nach wie vor als ein entscheidender Faktor identifiziert, um mehr Frauen den Weg in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Die Studienteilnehmerinnen fordern etwa, dass Kinderbetreuung flexibel, zuverlässig und kostenneutral sein müsse.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Wunsch nach mehr finanzieller Unterstützung, deren Mangel umgekehrt ebenfalls die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert. Zudem wünschten sich viele der Befragten bessere Förderangebote für Gründungen generell sowie für Alleinstehende und Alleinerziehende.
„Die Studie bietet erstmals einen umfassenden, wissenschaftlich fundierten Einblick in die Gründungsaktivitäten von Frauen in Nordrhein-Westfalen“, bilanziert Pigerl-Radtke. Die IHK werde die Studienergebnisse in ihre Arbeit mit einbeziehen, um sie auch an die entsprechenden Akteure in Politik und Verwaltung zu adressieren.
Die Studie und nähere Informationen dazu finden Interessierte im Internet unter www.ostwestfalen.ihk.de.