Die Ergebnisse der Sonderkonjunkturumfrage der Zweigstelle Paderborn + Höxter der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) bezeugen den gewaltigen Einschnitt, den die Corona-Pandemie der Wirtschaft im Kreis Höxter zugefügt hat. An der Umfrage aus dem Juni 2020 hatten sich 96 Unternehmen mit insgesamt 6.656 Beschäftigten beteiligt. „Die Konjunktur hat im Kreis Höxter den größten Einbruch seit der Finanzkrise erlebt. Für die Industrie waren die Einbußen sogar deutlich gravierender als 2008“, resümierte IHK Vollversammlungsmitglied Oliver Kleine. Der Konjunkturklimaindex, mit dem gleichermaßen die aktuelle Lage und die Zukunftserwartungen abgebildet werden, sei im Vergleich zur Frühjahrsbefragung von 113 auf 76 Punkte gefallen.
Den größten Einbruch habe die Industrie erlebt, deren Wert von 125 auf 47 Punkte fiel. Auch der Handel (101 auf 77 Punkte) und Dienstleistungssektor (104 auf 99) Punkte erlebten Verluste. Beim Klimaindex stellt die 100er-Grenze den Schwellenwert zwischen gutem und schlechten Konjunkturklima dar.
„Die momentane Geschäftslage wird von der Hälfte der Unternehmen aller Sektoren als schlecht bewertet“, erklärte Kleine. Besonders das Verarbeitende Gewerbe habe mit einer stark gesunkenen Produktionsauslastung zu kämpfen. Bei 59 Prozent der befragten Industrieunternehmen liege diese derzeit sogar unter 80 Prozent. Grund zur Besorgnis würde zudem die erwartete Geschäftslage aller Sektoren bieten: „Im Handel und bei den Dienstleistungen nimmt die schlechte Stimmung leicht zu. In der Industrie erwarten fast drei Viertel der Unternehmen eine Verschlechterung der Lage.“ Umso wichtiger sei es, auf bestehenden Maßnahmen aufzubauen und die Firmen in der fortwährenden Krise weiterhin zu unterstützen. „Das Konjunkturpaket der Bundesregierung hat wichtige Impulse gesetzt, die den Unternehmen über Liquiditätshilfen etwas Luft verschafft haben. Die Anhebung des Verlustrücktrags, degressive Abschreibung von Investitionsgütern und auch die Senkung der Mehrwertsteuersätze sind – insbesondere für hochwertige Gebrauchsgüter - gute Ansätze zur Stärkung der Wirtschaft. Leider sind wir noch immer nicht an das Ende der Pandemie und Krise gelangt“, betonte Kleine. Eine Verlängerung zeitlich befristeter Maßnahmen zur konjunkturellen Entlastung sei daher aus Sicht der gewerblichen Wirtschaft notwendig.
Dies verdeutlichten auch die Einschätzungen der Unternehmen bezüglich einer Rückkehr zum Normalbetrieb. Rund die Hälfte der Betriebe aus Handel und Dienstleistung rechneten erst in über sechs beziehungsweise über zwölf Monaten mit einer normalen Kapazitätsauslastung. In der Industrie seien es sogar über zwei Drittel. Viele Unternehmen seien bis Jahresende weiterhin zu Rationalisierungsmaßnahmen gezwungen. So gingen im Handel 29 Prozent, bei der Dienstleistung 17 Prozent und in der Industrie 62 Prozent der Betriebe von einem Rückgang der Beschäftigtenanzahl aus.
Mit Blick auf die Industriezahlen erklärte Jürgen Behlke, IHK-Geschäftsführer und Zweigstellenleiter Paderborn + Höxter: „Der Gesamtumsatz ist im ersten Jahresdrittel bei einem Prozentsatz von -0,6 Prozent weitestgehend stabil geblieben. Damit liegt der Kreis Höxter hinter dem Kreis Gütersloh im ostwestfälischen Vergleich auf dem zweiten Platz.“ In Zahlen habe dies einen leichten Rückgang von 571,4 auf 568,1 Millionen Euro bedeutet. Bezüglich der Beschäftigungszahlen habe es ein Absinken um 1,9 Prozent auf 8.544 auf 8.378 Industriebeschäftigte gegeben. Damit liege der Kreis knapp über dem durchschnittlichen Rückgang von 1,4 Prozent in Ostwestfalens Industrie.