Als „Verkehrspolitik mit der Brechstange“ bewertet die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) die jüngste Entscheidung des Bielefelder Stadtentwicklungsausschusses zur Umsetzung des Radverkehrskonzeptes. Auf der Arthur-Ladebeck-Straße soll eine geschützte Radspur eingerichtet werden, obwohl Sanierungsarbeiten auf dem Ostwestfalendamm noch nicht abgeschlossen sind und die Arthur-Ladebeck-Straße deshalb auch als Ausweichstrecke genutzt wird. Die rot-grün-rote Rathausmehrheit setzte sich mit ihrem Beschluss über die Bedenken des Amtes für Verkehr hinweg, das einen späteren Startzeitpunkt für die Radspur empfohlen hatte. „Die Entscheidung zeigt, mit welcher Rigorosität über Empfehlungen der Verwaltung und des Oberbürgermeisters hinweggegangen wird“, sagt Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Signalwirkung gegenüber Unternehmen, Kunden und Mitarbeitenden sei verheerend. Bereits zum zweiten Mal würden getroffene Kompromisse bei aktuellen Verkehrsprojekten nicht eingehalten. Auch beim „altstadt.raum“ wurde mit der Sperrung des Waldhofes eine vorab gefundene Lösung einseitig von der politischen Mehrheit aufgehoben.
„Wir blicken mit Sorge auf den Wirtschaftsstandort Bielefeld und die Erreichbarkeit der Innenstadt. Auch viele Pendler haben keine Alternative zum Pkw. Diese Entscheidung macht erneut deutlich, dass in Bielefeld ein schlüssiges Gesamtverkehrskonzept fehlt. Teile des Radverkehrskonzeptes werden umgesetzt, ohne das große Ganze im Blick zu haben. Die Reihenfolge ist falsch und der Zeitpunkt ist falsch“, bilanziert Grefe.