„Aufgrund einer schlechten momentanen wirtschaftlichen Lage verbunden mit einer eher verhaltenen Erwartung sind die Aussichten der Wirtschaft im Kreis Höxter für das Jahr 2024 stark getrübt. Ein weiterer Rückgang der Auftragseingänge bei der Industrie, ein gedämpftes Geschäft im Handel, verbunden mit weiter hohen Energiepreisen und schlechten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, sind Gründe für die Unternehmen im Kreis, die Geschäftserwartung weiterhin pessimistisch zu beurteilen,“ kommentiert Gerrit Becker, Vollversammlungsmitglied der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die Ergebnisse der IHK-Herbst-Konjunkturumfrage. An der Untersuchung, an der sich aus dem Kreis Höxter gut 100 Unternehmen mit insgesamt knapp 6.000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligten, sind überwiegend negativ ausgefallen.
„Die anhaltende Investitionsschwäche, die weiterhin hohen Energiepreise und das immer noch hohe Zinsniveau wirken sich nicht nur auf die international vernetzte Industrie aus, sondern sie haben auch mittelbar Auswirkungen auf Handel und Dienstleistung. Insofern sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage für den Kreis Paderborn weiter auf niedrigem Niveau“, betont Becker bei der heutigen (10. Oktober) Vorstellung der Umfrageergebnisse in Brakel. „Wir können die Risiken wie die stockende Inlandsnachfrage, den Fachkräftemangel aber auch die immer schlechter werdenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in ihrer Wirkung und Dauer nicht mit 100-prozentiger Sicherheit einschätzen. Wir meinen aber, dass unsere Konjunkturumfrage trotzdem eine gute Basis für die Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis Paderborn darstellt“.
Die Konjunkturdaten aus der IHK-Untersuchung sind nur noch für die Dienstleistungen im positiven Bereich. Der Handel aber besonders auch die Industrie beurteilt die Lage eher pessimistisch.
„Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für den Gesamtindikator über alle drei Sektoren mit 72 Punkten weit im negativen Bereich“, berichtet Jürgen Behlke, IHK-Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Paderborn + Höxter. Die 100-er Linie markiert die Grenze zwischen einer positiven oder negativen Stimmung. Der Wert für die Industrie sei dabei von dem schon relativ schlechten Wert im Herbst 2023 mit 54 Punkten auf nunmehr 51 Punkte gesunken. Der Wert unter 100 liege sowohl an der im Saldo immer noch sehr schlechten momentan Lage, aber auch an den schlechten Erwartungen. Der Wert für die Dienstleister ist erfreulicherweise wieder angestiegen. Behlke: „Hier steigt der Wert auf 107 Punkte. Diese noch einigermaßen gute Situation hängt mit den positiveren Aussichten größerer Unternehmen, aber auch der einigermaßen guten Lage beispielsweise bei den IT-Dienstleistern oder Unternehmensberatungen, zusammen. Der Handels-Index sinkt ebenfalls auf magere 60 Punkte.“
Die momentane Geschäftslage stelle sich in den Sektoren tendenziell ähnlich dar. 9 Prozent der Firmen aus dem Handel, 24 Prozent bei den Dienstleistern und 15 Prozent der Industrieunternehmen betrachteten ihre jetzige Lage als gut. In der Industrie betrachten demgegenüber 63 Prozent der Unternehmen die Lage als schlecht. Diese Einschätzung spiegele die momentane Produktionsauslastung wider: 65 Prozent – gegenüber 57 Prozent im Herbst 2023 – lägen mit der Auslastung ihrer Produktionskapazität unter 80 Prozent. 62 Prozent der Befragten in der Industrie rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Dem stünden 12 Prozent gegenüber, die eine Verbesserung erwarten. Behlke: „Die angespannte Lage bei der Inlandsnachfrage, aber auch die schlechten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind in die Bewertungen der Unternehmen natürlich eingeflossen. Dazu kommt die eingetrübte weltwirtschaftliche Lage.“
Nahezu alle Branchen gehen wegen der angespannten Geschäftslage und der unsicheren Zukunft, auch vor dem Hintergrund der Verfügbarkeit von Fachkräften, von einem Beschäftigungsabbau aus. Die Konjunkturrisiken sind branchenübergreifend mit unterschiedlicher Ausprägung gleich. Es dominiert das Risiko der Inlandsnachfrage, dicht gefolgt vom Personalmangel, wobei verstärkt auch wieder die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko genannt werden.
Im ersten Halbjahr 2024 betrug der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter 1,099 Milliarden Euro und lag damit um drei Prozent unter dem Vorjahresergebnis. „Dieser Rückgang zeigt die schwierige wirtschaftliche Lage der gesamten Industrie in unserer Region“, führt Behlke aus. „Bei der Beschäftigungsentwicklung verzeichnet der Kreis Paderborn mit einem Minus von 5,6 Prozent den höchsten Rückgang in Ostwestfalen“.
Wichtig im Zusammenhang mit der konjunkturellen Entwicklung sind auch die Standortfaktoren insbesondere im internationalen Vergleich. Die Unternehmen mahnen in der aktuellen IHK-Umfrage neben der Fachkräftethematik besonders die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, die sichere und bezahlbare Energieversorgung, die Komplexität und Höhe der Steuern und vor allem die überbordende Bürokratie an. „Hier muss die Politik noch Wesentliches optimieren, um die von der Wirtschaft geforderten guten Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Behlke.