Die Wirtschaft im Kreis Höxter befindet sich wegen der weiter andauernden weltweiten Pandemie in einer angespannten Lage. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer aktuellen Herbst-Konjunkturumfrage, an der sich aus dem Kreis Höxter 110 Unternehmen mit gut 8.300 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligten. „Die momentane wirtschaftliche Lage bei den Unternehmen im Kreis gibt weiter Anlass zur Sorge“, erklärte IHK-Vizepräsident Frank Dierkes bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in Warburg. „Die Konjunkturdaten sind in allen Branchen negativ. Bei der Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Situation nimmt die Anzahl der Optimisten allerdings leicht zu. Hier gehen beispielsweise 28 Prozent der Industrieunternehmen von einer sich verbessernden Lage aus. Bei Handel und Dienstleistung stellt sich die Situation noch einigermaßen unsicher dar. Die wirtschaftliche Situation ist von großen Unterschieden geprägt. Beispielsweise ist der ganze Lebensmittelbereich kaum betroffen, wogegen die Reisebranche, die Veranstaltungsbranche oder der Hotel- und Gaststättensektor extrem unter der Situation leiden.“
„Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für den Gesamtindikator über alle drei Branchen mit 90 Punkten knapp im negativen Bereich“, berichtete der IHK-Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Höxter + Höxter, Jürgen Behlke. Die 100-er Linie markiert die Grenze zwischen einer positiven oder negativen Stimmung. Der Wert für die Industrie sei dabei von dem historisch schlechten Wert im Sommer mit 47 Punkten auf 68 Punkte gestiegen, was an den etwas besseren Erwartungen an die künftige Geschäftslage liege. Der Wert für die Dienstleister ist im Vergleich zum Sommer leicht gestiegen. Behlke: „Hier steigt er immerhin von 99 auf 103 Punkte, was aber immer noch nicht sehr optimistisch stimmt. Auch der Handel steigt von 77 auf 96 Punkte.“
Die momentane Geschäftslage stelle sich in den Branchen ähnlich dar. 33 Prozent der Firmen aus dem Handel, 25 Prozent bei den Dienstleistern und nur 16 Prozent der Industrieunternehmen betrachteten ihre jetzige Lage als gut. In der Industrie sähen sie allerdings hohe 70 Prozent als schlecht an. Diese Einschätzung spiegele die momentane Produktionsauslastung wider: Hohe 62 Prozent – gegenüber 29 Prozent im Herbst 2019 – lägen mit der Auslastung ihrer Produktionskapazität unter 80 Prozent. Allerdings rechnen 28 Prozent der Befragten in der Industrie mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Dem stünden 27 Prozent gegenüber, die eine Verschlechterung erwarteten. Dierkes: „Alle Branchen gehen wegen der angespannten Geschäftslage von einem Beschäftigungsrückgang aus. Der Fachkräftemangel, bislang immer eines der am häufigsten genannten Konjunkturrisiken, ist vollkommen in den Hintergrund geraten.“
Im ersten Quartal 2020 betrug der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter 440 Millionen Euro und lag damit um 2,1 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. „Dieser Anstieg war vor Corona-Zeiten ein Indiz für eine starke Industrie im Kreis Höxter. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Konjunkturbefragung blicken wir daher mit Sorge auf die weitere Entwicklung der Umsatzzahlen im Kreis“, führte Behlke aus. „Bei der Beschäftigungsentwicklung belegt der Kreis Höxter mit einem Minus von 1,9 Prozent einen Mittelplatz in Ostwestfalen; die Wirtschaft in unserem Kreis und besonders die Industrie war in den vergangenen Jahren recht stabil, bleibt daher die Hoffnung, dass die Rückgänge nicht zu extrem ausfallen“. Mit Blick auf die von den Unternehmen angeführten Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die deutsche und damit auch die ostwestfälische Wirtschaft zu unterstützen. „Dazu gehört weiterhin die notwendige Unterstützung von ohne Schuld in die Krise geratenen Unternehmen, in diesen Zeiten ganz besonders eine Verminderung des bürokratischen Aufwands für die Unternehmen, aber auch eine weitsichtige Klima- und Energiepolitik, die die Unternehmen nicht über Gebühr belastet und zu Wettbewerbsnachteilen führt. Die Unternehmen sehen zwar den Fachkräftemangel nicht mehr als aktuelles wirtschaftliches Risiko, aber es sollte doch aus strategischen Gesichtspunkten die Ausbildung nicht aus dem Auge verloren werden. Wir erwarten daher weiterhin auch von Politik und Gesellschaft das klare Bekenntnis zur dualen Ausbildung“, unterstrich der IHK-Geschäftsführer.