Die Wirtschaft im Kreis Gütersloh befindet sich aktuell weiterhin auf einem recht hohen Niveau, aber die Erwartungen, insbesondere in der Industrie, trüben sich ein. Einen Spitzenplatz nehmen die Unternehmen bei der Beschäftigung ein. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich 381 Unternehmen mit 39.660 Beschäftigten aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung aus dem Kreis Gütersloh beteiligt haben.
Der Konjunkturklimaindex, der die Einschätzungen der momentanen Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, ist von 131 auf 121 Punkte gesunken. Für die Industrie liegt der aktuelle Wert bei 112 Punkten. Der Indexwert für den Handel ist mit 129 Punkten gleichgeblieben, der Wert für die Dienstleister kletterte von 109 auf 144 Punkte.
In der Industrie bezeichnen 29 Prozent der befragten 107 Betriebe mit 27.853 Beschäftigten ihre Lage als „gut“, dem stehen drei Prozent gegenüber, die ihre aktuelle Lage als „schlecht“ beschreiben. 68 Prozent geben ihre aktuelle Situation als „befriedigend“ an. In den kommenden zwölf Monaten rechnen lediglich 14 Prozent der Industrieunternehmen mit einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäftslage (2018: 30 Prozent). 73 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung.
„Das jahrelange Wachstum in der Industrie im Kreis Gütersloh dürfte sich erkennbar verlangsamen“, sagte IHK-Vizepräsident Dr. Markus Miele heute (21.3.) bei der Ergebnispräsentation. „Jahrelang waren wir insbesondere vom Exportwachstum sehr verwöhnt. Die deutschen Ausfuhren sind auch 2018 weiter gestiegen, aber nicht mehr so stark wie in den Vorjahren: Wir kommen in raueres Fahrwasser, vor allem durch den Brexit und die Handelskonflikte mit den USA.“ Zwar gingen weiterhin 45 Prozent der befragten Unternehmen von steigenden Auslandsumsätzen aus, aber 24 Prozent rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Umsätzen. „Das ist der schwächste Saldo seit der Finanz- und Wirtschaftskrise“, so Miele weiter. Deshalb sei jetzt die Bundesregierung gefordert, die Steuerbelastung für Unternehmen zu senken, um so die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu stärken. Zudem bräuchten die Unternehmen einen spürbaren Bürokratieabbau, eine moderne Infrastruktur die flächendeckende Versorgung mit Glasfaser und weitere Gewerbeflächen. „Wachstum ist kein Selbstläufer. Wir müssen wieder entschlossen an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts arbeiten“, so Mieles Fazit.
Die Gesamtumsätze der Industriebetriebe betrugen im vergangenen Jahr knapp 18,9 Milliarden Euro (+0,9 Prozent). „Damit liegt beim Gesamtumsatz ein erneutes Rekordjahr hinter uns, denn bereits in den beiden Vorjahren verzeichneten wir jeweils Bestmarken“, erläuterte IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden. Im Inland wurden knapp elf Milliarden Euro umgesetzt, die Export-Umsätze beliefen sich auf rund acht Milliarden Euro. Mit einer Exportquote von 41,8 Prozent seien die Unternehmen weiterhin ostwestfälische Spitzenreiter. Bei der Beschäftigungsentwicklung legte der Kreis um 4,2 Prozent zu und liegt damit vor NRW (2,2 Prozent) und dem Bund (2,6 Prozent). „Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise geht die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich nach oben“, so von der Heiden. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist nochmals gestiegen, auf 178.842 Personen (Stichtag: 30. Juni 2018). Das sind 6.797 Beschäftigte mehr als im Vorjahr, ein Plus von vier Prozent.