„Neben der angespannten momentanen wirtschaftlichen Lage sind auch die Aussichten der Wirtschaft im Kreis Höxter für das Jahr 2024 weiterhin stark getrübt. Niedrige Auftragseingänge bei der Industrie, ein gedämpftes Geschäft im Handel, verbunden mit steigenden Arbeitskosten sowie schlechten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, sind Gründe für die Unternehmen, die Geschäftserwartung tendenziell pessimistisch zu beurteilen,“ kommentiert Jürgen Behlke, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) und Leiter der Zweigstelle Paderborn + Höxter, die Ergebnisse der IHK-Frühjahrs-Konjunkturumfrage. Die heute (5. März) in Brakel vorgestellten Resultate dieser Mitte Februar abgeschlossenen Untersuchung sind überwiegend negativ ausgefallen. An der Umfrage hatte sich im Kreis Höxter knapp 120 Unternehmen mit insgesamt gut 10.000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligt.
„Die Auswirkungen der lahmenden Weltkonjunktur, aber auch die Konsumzurückhaltung der Verbraucher infolge hoher Inflationsraten, sowie unsichere politische Vorgaben sind für die schwache deutsche Konjunktur verantwortlich. Diese Einflüsse wirken sich nicht nur auf die international vernetzte Industrie aus, sondern sie haben natürlich auch mittelbar Auswirkungen auf Handel und Dienstleistung. Insofern stehen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage für den Kreis Höxter weiter unter dem Vorbehalt der hohen Unsicherheit im Zusammenhang mit diesen Faktoren“, betont Behlke.
Die Konjunkturdaten aus der IHK-Untersuchung sind nur noch für die Dienstleister im positiven Bereich. Hier sind insbesondere die eher positiv beurteilenden größeren Unternehmen bei der erwarteten Geschäftslage ausschlaggebend für das relativ gute Ergebnis. Die Industrie und der Handel beurteilen die Lage größtenteils pessimistisch.
„Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für den Gesamtindikator über alle drei Sektoren mit 98 Punkten knapp im negativen Bereich“, berichtet der IHK-Geschäftsführer. Die 100er-Linie markiert die Grenze zwischen einer positiven oder negativen Stimmung. Der Wert für die Industrie sei dabei von noch relativ guten 104 Punkten im Frühjahr 2023 auf schlechte 68 Punkte gesunken. Dieser Wert weit unter 100 sei sowohl auf die schlechte momentane Lage als auch die im Saldo schlechten Erwartungen zurückzuführen. Der Wert für die Dienstleister ist erfreulicherweise angestiegen - auf 119 Punkte. Behlke: „Dies hängt mit den positiveren Aussichten größerer Unternehmen zusammen, insbesondere der Gesundheitswirtschaft, aber auch der relativ guten Lage beispielsweise bei den IT-Dienstleistern oder Unternehmensberatungen“. Der Handels-Index steigt von historisch schlechten 56 auf etwas bessere 72 Punkte.
Die Bewertung der momentanen Geschäftslage stelle sich in den Sektoren tendenziell ähnlich dar. Zehn Prozent der Firmen aus dem Handel, 22 Prozent bei den Dienstleistern und nur zwölf Prozent der Industrieunternehmen betrachteten ihre jetzige Lage als gut. In der Industrie bewerteten demgegenüber 34 Prozent der Unternehmen die Lage als schlecht. Diese Einschätzung spiegele die momentane Produktionsauslastung wider: 28 Prozent – gegenüber 13 Prozent im Frühjahr 2023 – lägen mit der Auslastung ihrer Produktionskapazität unter 80 Prozent. Leider rechnen noch 41 Prozent der Befragten in der Industrie mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Dem stehe nur ein Prozent gegenüber, das eine Verbesserung erwarte. Behlke: „Die angespannte Lage bei den Energiepreisen, aber auch bei der Verfügbarkeit von Fachkräften ist in die Bewertungen der Unternehmen natürlich eingeflossen. Dazu kommt die eingetrübte weltwirtschaftliche Lage.“
Alle Branchen gehen wegen der angespannten Geschäftslage und der unsicheren Zukunft sowie vor dem Hintergrund der knappen Verfügbarkeit von Fachkräften von einem Beschäftigungsabbau aus. Die Konjunkturrisiken sind branchenübergreifend mit unterschiedlicher Ausprägung identisch. Es dominiert das Risiko der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, dicht gefolgt von der Inlandsnachfrage, wobei auch weiterhin der Personalmangel und die hohen Arbeitskosten häufig als Risiken genannt werden.
Im Jahr 2023 betrug der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis Höxter 1,934 Milliarden Euro und lag damit ungefähr auf Vorjahresniveau. „Diese Seitwärtsbewegung ist der sich momentan wirtschaftlich verschlechternden Lage geschuldet und zeigt, dass die Industrie besonders in diesem Jahr sehr unter Druck steht“, führt Behlke aus. Bei der Beschäftigungsentwicklung verzeichnet der Kreis Höxter einen Rückgang von 1,9 Prozent.
Wichtig im Zusammenhang mit der konjunkturellen Entwicklung sind auch die Standortfaktoren insbesondere im internationalen Vergleich. Die Unternehmen mahnen neben der Fachkräftethematik vor allem die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, die sichere und bezahlbare Energieversorgung, die Komplexität und Höhe der Steuern und vor allem die überbordende Bürokratie an. „Hier muss die Politik noch Wesentliches optimieren, um die von der Wirtschaft geforderten besseren Rahmenbedingungen zu schaffen“, betont Behlke.