In den kommenden zwölf Monaten erwarten die Dienstleister eine gewisse Normalisierung ihrer Geschäftsentwicklung, die Erwartungen im Handel, speziell im Einzelhandel, haben sich eingetrübt. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Frühjahrskonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Insgesamt 1.130 Unternehmen mit 63.666 Beschäftigten haben sich daran beteiligt. „Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Einschätzung der Lage der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für den Handel von 136 auf 124 gesunken, der Wert für die Dienstleister von 128 auf 134 Punkte leicht gestiegen. Die 100-er-Linie gibt eine ausgeglichene Stimmungslage wieder,“ erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff.
„Das Spitzenniveau vom Frühjahr 2018 wurde zwar nicht erreicht, aber die aktuelle Geschäftslage der Dienstleister ist weiterhin robust“, sagt Holger Piening, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Dienstleisterausschusses. 47 Prozent der Befragten beurteilen die aktuelle Lage als gut (Frühjahr 2018: 55 Prozent), sechs Prozent als schlecht (Frühjahr 2018: fünf Prozent). Auch die Erwartungen über alle Dienstleisterbereiche hinweg bleiben positiv, aber auf signifikant niedrigerem Niveau als die aktuelle Lage. Erfreulich sind die stabilen Ertragserwartungen. 29 Prozent der Dienstleister erwarten bessere, 13 Prozent schlechtere Erträge in den kommenden zwölf Monaten. „Die zentrale Frage nach geeigneten Fachkräften und wie diese gewonnen werden können, zieht sich durch fast alle Branchen und wird die Unternehmen auch zukünftig beschäftigen“, so der IHK-Vizepräsident. 58 Prozent der Unternehmen sehen den Mangel an Fachpersonal als das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Alle Branchen – mit Ausnahme des Kreditgewerbes – suchen Personal. Der größte Bedarf herrscht bei den IT-Dienstleistern und in der Arbeitnehmerüberlassung.
„Aktuell laufen die Geschäfte über alle Handelsbereiche zufriedenstellend. 91 Prozent der Unternehmen sprechen von einer guten beziehungsweise befriedigenden aktuellen Geschäftslage. Die Schere zwischen aktueller Lage und Erwartungen geht aber deutlich auseinander. Der Grund hierfür ist in der Entwicklung in den einzelnen Handelsbereichen zu suchen“, erläutert Rainer Döring, Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses, die Konjunkturergebnisse für den Handel. Dabei sind die Großhändler mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, allerdings gehen die Erwartungen merklich zurück. Auch im Einzelhandel geraten die Erwartungen unter Druck, speziell im Bereich Bekleidung und Schuhe. Im Kfz-Handel schlagen sich drohende Fahrverbote und ein durchwachsener Gebrauchtwagenmarkt ebenfalls auf die Erwartungen nieder. Der Fachkräftemangel beschäftigt den Handel auch weiterhin, ebenso wie die Entwicklung der Inlandsnachfrage. 42 Prozent der Unternehmen verfügen über eine oder mehr offene Stellen; das zeigt, wie schwer es ist, geeignetes Personal zu finden.
2018 wurde mit 714.694 Beschäftigten im sekundären und tertiären Sektor eine Rekordbeschäftigung erreicht. Erfreulich ist, dass auch die Industrie seit Jahren wieder mehr Beschäftigung aufbaut, +15 Prozent seit 2010.
„Der eigentliche Wachstumsmotor“, so Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, „ist aber der Dienstleistungsbereich. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Beschäftigtenzahl von 281.168 auf 360.669. Das ist ein Plus von 28 Prozent.“