Die Wirtschaft im Kreis Gütersloh geht zwar konjunkturell gestärkt in die nächsten Monate, doch die Folgen des Ukrainekrieges wie sich noch weiter verschärfende Lieferengpässe und dramatisch steigende Energie- und Rohstoffkosten stellen die gewerbliche Wirtschaft vor große Herausforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Frühjahrskonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich von Mitte Januar bis Mitte Februar 453 Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh aus Industrie, Handel und Dienstleistung mit 43.720 Beschäftigten beteiligten. Die Ergebnisse stellten IHK-Vizepräsident Dr. Markus Miele, IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden und Arne Potthoff, IHK-Referatsleiter Industrie und Volkswirtschaft, heute (24. März 2022) im Unternehmen Miele in Gütersloh vor.
Die angespannte Lage vor dem Einmarsch der russischen Streitkräfte in die
Ukraine sei in die Umfrage eingeflossen, die Entwicklungen seitdem aber nicht. Eine ökonomische Bewertung der Auswirkungen des Ukrainekrieges sei vorerst schwierig. „Die Konjunkturumfrage stellt dennoch eine gute Basis für die Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis dar und umreißt die Ausgangslage, aus der wir in diese schwierige Zeit hineingehen“, erläuterte Miele.
Der IHK-Konjunkturklimaindex für die gesamte Wirtschaft im Kreis Gütersloh ist vom Herbst zum Frühjahr von 147 auf 135 Punkte gesunken. Die 100er-Linie steht für eine ausgeglichene Stimmung, wenn sich Optimisten und Pessimisten im Saldo die Waage halten. „Die aktuelle Geschäftslage der Industrie stellt sich sehr ordentlich dar, die Erwartungen allerdings sind gedämpfter“, so Miele.
Die Auftragsbücher vieler Unternehmen seien gut gefüllt, aber die Lieferkettenproblematik wirke sich hier deutlich negativ aus. Darüber hinaus werden die Entwicklungen der Rohstoff- und Energiepreise als größte Risiken für die Entwicklung eingeschätzt, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Miele: „Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft – und da schließe ich den Krieg in der Ukraine mit ein – werden nicht einfacher. Die Liste der Baustellen ist lang. Unsere Wettbewerbsfähigkeit wird durch die bevorstehenden Transformationen bei Digitalisierung und Klimaschutz, aber auch bei Steuern oder Bürokratie immer wieder auf eine harte Probe gestellt.“
Die Omikron-Variante und erneute Einschränkungen durch die damit verbundenen Schutzmaßnahmen hätten in den zurückliegenden Monaten die Stimmung im Handel gedrückt. Auch bei den Erwartungen blieben die Händler zurückhaltend: 22 Prozent rechneten mit einer Besserung, 18 Prozent mit einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. Große Impulse für die Beschäftigung seien auch nicht zu erwarten, denn 19 Prozent wollen eher einstellen, aber auch 15 Prozent Beschäftigung abbauen.
Die aktuelle Geschäftslage der Dienstleister sei solide, auch die Erwartungen sehen positiv aus: 29 Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage aus, 17 Prozent von einer Verschlechterung. Innerhalb der Branche sei die Spanne zwischen Gastgewerbe und etwa den IT-Dienstleistern allerdings sehr groß. Auffällig sei, dass im Güterkraftverkehr die Zahl der Pessimisten deutlich zugenommen habe. Der Fachkräftemangel und die Energiepreise wirkten sich in der Branche erheblich aus. Im Dienstleistungsbereich planen 21 Prozent einen Beschäftigungsaufbau, zehn Prozent wollen eher Personal abbauen.
Die Industrie im Kreis Gütersloh hat 2021 mit 19,3 Milliarden Euro ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 erwirtschaftet. Die Anzahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe im Kreisgebiet betrug 2021 exakt 61.999 Frauen und Männer. „Alles in allem bleibt der Kreis Gütersloh das wirtschaftliche Schwergewicht in Ostwestfalen“, unterstrich von der Heiden.