In 2021 stiegen die Gründungszahlen in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen ostwestfalenweit trotz andauernder Corona-Pandemie gegenüber dem Vorjahr deutlich um 7,7 Prozent auf 11.397 (Vorjahr: 10.580). Das geht aus dem Gründungsreport 2022 der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hervor, der heute (18. August 2022) in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. „Bemerkenswert ist, dass die Gründungszahlen im Jahr 2021 gestiegen sind, obwohl die bereits niedrige Arbeitslosenquote in diesem Zeitraum weiter gesunken ist“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke und erläuterte: „Denn über viele Jahre galt, dass Gründungen insbesondere dann zunehmen, wenn die Arbeitslosenzahlen hoch und die Perspektiven am Arbeitsmarkt entsprechend schlecht sind.“
Verantwortlich für die jüngste Entkopplung beider Kennzahlen sei der gestiegene Stellenwert der Nebenerwerbsgründungen. Während in der Vergangenheit der Schritt in die Selbstständigkeit schwerer fiel, wenn damit die Aufgabe eines Beschäftigungsverhältnisses einherging, könnten bei Nebenerwerbsgründungen Chancen der Selbstständigkeit genutzt werden, ohne dabei die Tätigkeit in abhängiger Beschäftigung aufzugeben. „Gründungschancen lassen sich somit risikofreier nutzen“, erklärte Pigerl-Radtke.
Trotz dieser insgesamt erfreulichen Entwicklung seien Frauen in der Gründungsszene nach wie vor unterrepräsentiert. Im Bezirk der IHK Ostwestfalen betrage der Anteil der Gründerinnen knapp ein Drittel. „Hier sehen wir große ungenutzte Potenziale, die wir heben wollen“, blickte die IHK-Hauptgeschäftsführerin voraus. Deshalb seien im aktuellen Report die vorgestellten fünf Praxisbeispiele allesamt von Gründerinnen, um andere Frauen zu bewegen, diesen Weg ebenfalls zu beschreiten. „Grundsätzlich ist eine lebendige Gründungsszene eine wichtige Voraussetzung dafür, dass unsere starke Wirtschaftsregion auch zukünftig stark bleibt“, hob Pigerl-Radtke hervor.
„Die positive Entwicklung bei den Neugründungen erstreckt sich über alle Kreise in Ostwestfalen“, zeigte sich der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe erfreut. Nebenerwerbsgründungen trügen den wesentlichsten Teil dazu bei. „Sie sind im Vorjahr um 12,7 Prozent auf 6.286 angewachsen“, berichtete Grefe. Die zunehmende Digitalisierung dürfte insgesamt ein wesentlicher Treiber für den Boom an Nebenerwerbsgründungen sein. Die Anzahl der Haupterwerbsgründungen in 2021 sei immerhin um 2,2 Prozent auf 5.111 gestiegen.
Seit Jahren ziehe der Dienstleistungssektor die meisten Gründungen an, führte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer weiter aus. Mit 63 Prozent sei der Anteil der neu gestarteten Unternehmen im Dienstleistungsbereich 2021 nochmals angewachsen (2020: 61,2 Prozent). In der Industrie liege er mit 7,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau (2020: 8,5 Prozent), ebenso im Handel mit 29,5 Prozent (2020: 31,3 Prozent).
In den Sparten Einzelhandel, Dienstleistungen für private Haushalte sowie Werbe- und Kreativwirtschaft sei der Anteil an Gründerinnen besonders hoch. Überwiegend Gründer seien in den Bereichen unternehmensbezogene Dienstleistungen, Industrie, Immobilienwirtschaft, Informations- und Kommunikationsdienstleistungen sowie Verkehr und Logistik registriert worden, so Grefe.
Der IHK-Gründungsreport will Gründungsinteressierten, politischen Entscheidern, Institutionen und Multiplikatoren Mut machen, Gründungen aktiv zu unterstützen. 2021 hat die IHK gut 3.600 Gründende unterstützt. Der IHK-Gründungsreport 2022 kann im Internet unter www.ostwestfalen.ihk.de abgerufen werden.