Die Zahl der Unternehmensgründungen in Ostwestfalen ist 2018 gesunken. Mit dieser Entwicklung folgt die Region dem bundes- und landesweiten Negativtrend bei den Gründungsaktivitäten. Das geht aus dem Gründungsreport 2019 der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hervor, der am 19.06.2019 während einer Pressekonferenz in der IHK in Bielefeld vorgestellt wurde. Im vergangenen Jahr haben sich in Ostwestfalen 9.885 Unternehmerinnen und Unternehmer in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen selbstständig gemacht, rund 2,7 Prozent weniger als 2017 (10.161). Im selben Zeitraum gingen die Gewerbeanmeldungen in NRW um 3,7 Prozent und bundesweit um 2,6 Prozent zurück.
Nach wie vor bremsen die gute Konjunktur und damit verbunden ein Beschäftigungsstand auf Rekordniveau die Gründungsdynamik aus. „Obwohl sich Ostwestfalen noch vergleichsweise gut geschlagen hat, betrachten wir diese Entwicklung mit Sorge“, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff, „denn eine lebendige Gründungsszene ist eine treibende Kraft für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes. Deshalb brauchen wir Menschen, die den Gründergeist in sich tragen, neue Geschäftsmodelle mit innovativen Produkten und Dienstleistungen entwickeln und zukunftsfähige Unternehmen aufbauen.“
Die Gründungsaktivitäten verteilen sich unterschiedlich über den IHK-Bezirk. Der Kreis Gütersloh (2.174), die Stadt Bielefeld (2.041) und der Kreis Paderborn (1.804) liegen gemessen an absoluten Zahlen an der Spitze der Gründungsstatistik. Es folgen die Kreise Minden-Lübbecke (1.709), Herford (1.526) und Höxter (631). „Im Vergleich zum Vorjahr konnten nur die Kreise Gütersloh mit einem Plus von 2,2 Prozent und Minden-Lübbecke mit einem Plus von 0,5 Prozent zulegen“, erläuterte Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer und verantwortlich für den Bereich Existenzgründung. „Während der Rückgang im Kreis Paderborn mit einem Minus von 3,3 Prozent geringer als der Landesdurchschnitt ausfällt, gehen die Gründungszahlen in den Kreisen Herford und Höxter sowie in Bielefeld mit jeweils einem Minus von rund sechs Prozent überdurchschnittlich nach unten“, führte Grefe weiter aus.
Die Gründungsintensität für die gesamte Region ist auf 0,93 gesunken, statistisch fällt somit auf 100 Erwerbsfähige nicht einmal eine Gründung. Selbst die in den zurückliegenden Jahren stetig angestiegenen Nebenerwerbsgründungen erlitten einen Dämpfer: 1,04 Prozent weniger als noch im Vorjahr gründeten im Nebenerwerb. Ihr Anteil an den Gründungen insgesamt ist aber auf 51,2 Prozent gestiegen, da die Haupterwerbsgründungen mit 4,4 Prozent ein noch größeres Minus haben hinnehmen müssen. „Es gibt durchaus äußerst erfolgreiche Nebenerwerbsgründungen. Und natürlich haben wir die Hoffnung, dass darüber hinaus weitere Geschäftsmodelle das Wachstumspotenzial zum Vollerwerb haben“, betonte Grefe.
Die Dienstleistungsbranche baut laut Grefe mit einem Anteil von fast 64 Prozent an den gesamten Gründungen ihre dominante Stellung weiter aus. Spitzenreiter bei den Neugründungen bleibt der Einzelhandel mit 2.071 Gründungen vor den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (1.738) und den Dienstleistungen für private Haushalte (1.209).
Die IHK hat 2018 insgesamt 4.400 Gründerinnen und Gründer unterstützt, mit etwa über 2.100 Erstauskünften und Starterpaketen. Zudem hätten sich rund 850 Frauen und Männer von den IHK-Gründungsberatern intensiv informieren lassen. Der IHK-Gründungsreport 2019 kann im Internet abgerufen werden unter: www.ostwestfalen.ihk.de.