Die Konjunktur im Kreis Herford hat sich im Laufe des vergangenen Jahres etwas abgekühlt. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer Frühjahrskonjunkturumfrage, an der sich 251 Unternehmen mit 13.815 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten. „Mit dieser etwas weniger dynamischen Entwicklung war nach der Umfrage im Herbst 2018 zu rechnen“, sagte IHK-Vizepräsident Dr. Klaus Bockermann heute (21.03.19) bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. „Die Handelspolitik der USA und der bevorstehende Brexit schlagen sich in den Ergebnissen nieder.“ Der Konjunkturklimaindikator im Kreis Herford, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, fällt von 139 Punkten auf 125 Punkte. In Ostwestfalen liegt der Konjunkturindikator bei 120 Punkten.
Die aktuelle Geschäftslage in der Industrie beurteilen 66 Prozent der Unternehmen als gut (Herbst: 74 Prozent) und nur ein Prozent als schlecht. „Die Erwartungen trüben sich jedoch ein“, so Bockermann. 17 Prozent (Herbst: 35 Prozent) der Industrieunternehmen gehen von einer besseren und 13 Prozent (Herbst: sieben Prozent) von einer schlechteren Geschäftslage aus. Trotz dieser Eintrübung könne von Krise jedoch keine Rede sein. „Die Unternehmen müssen sich auf niedrigere Zuwächse in den nächsten Monaten einstellen. Die exponierte Lage erreicht wieder ein ‚normales‘ Niveau“, betonte der IHK-Vizepräsident. Die Auslastung der Betriebe ist weiterhin hoch. 60 Prozent fahren mit einer Auslastung von über 95 Prozent. Der Personalaufbau verlangsamt sich. 31 Prozent planen zusätzliches Personal einzustellen (Herbst 45 Prozent). Zum größten Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (63 Prozent) geworden.
„Die Geschäfte im Groß- und Einzelhandel laufen gut“, fasste IHK-Vizepräsident Oliver Flaskämper die Umfrageergebnisse für den Handel zusammen. Die weiterhin niedrigen Zinsen und das hohe Beschäftigungsniveau sind ausschlaggebend für die gute aktuelle Geschäftslage im Handel. Die Schere zwischen aktueller und erwarteter Lage geht jedoch auseinander. Im Großhandel gehen die Erwartungen zurück. 24 Prozent erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine bessere (Herbst 32 Prozent), acht Prozent eine schlechtere Geschäftslage. Im Einzelhandel rechnen zehn Prozent mit einer besseren, 16 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage. „Der Personalaufbau im Handel ist verhaltener, bleibt aber positiv. Speziell der Großhandel plant defensiv. Elf Prozent wollen Personal aufbauen, sieben Prozent abbauen,“ resümierte Flaskämper. Der Fachkräftemangel bleibt in beiden Sektoren das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung (Großhandel 54 Prozent, Einzelhandel 58 Prozent).
„Die aktuelle Geschäftslage der Dienstleister ist weiterhin komfortabel,“ hob Flaskämper hervor. 52 Prozent der Unternehmen sprechen von einer guten aktuellen Geschäftslage, nur sechs Prozent von einer schlechten. Aber auch in den Dienstleisterbranchen sind die Erwartungen gedämpft. „Die Beschäftigungserwartung geht in den kommenden zwölf Monaten zurück“, so der IHK-Vize-Präsident. 17 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, zehn Prozent abbauen. Die Umsätze in der Industrie konnten um 4,9 Prozent gesteigert werden und haben 2018 ein neues Rekordniveau erreicht, berichtet der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe. Der hohe Beschäftigungsgrad in der Industrie (41,5 Prozent) unterstreicht die Bedeutung Herfords als „Industriekreis“.