Geschäftslage überwiegend positiv, Zukunftserwartungen durch Risiken geprägt
Der Handel und die Dienstleister in Ostwestfalen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als überwiegend positiv ein. Die Zukunftsaussichten sind durch diverse Risiken allerdings unklar. Zu diesen Ergebnissen kommt die Frühjahrskonjunkturumfrage Handel und Dienstleistung, die die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) am 16. März 2023 vorgestellt hat.
Die Befragung fand von Mitte Januar bis Mitte Februar 2023 statt. 1.352 Unternehmen aus den Bereichen Handel und Dienstleistung mit 47.570 Beschäftigten haben sich daran beteiligt. Der Klimaindex für den Handel ist von seinem Tiefpunkt von 65 im Herbst 2022 auf 84 Punkte im Frühjahr 2023 gestiegen, im Bereich Dienstleistung ist er von 112 Punkte auf 103 Punkte gefallen.
Der IHK-Konjunkturklimaindex ist für die gesamte ostwestfälische Wirtschaft von 100 im Herbst 2022 auf 97 Punkte im Frühjahr 2023 gesunken. Die 100er-Linie steht für eine ausgeglichene Stimmung, bei der sich Optimisten und Pessimisten die Waage halten.
„Die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine belasten nahezu alle Branchen schwer. Vor allem die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise sowie die Entwicklung der Arbeitskosten drücken auf die Stimmung“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke die aktuelle wirtschaftliche Situation.
525 Unternehmen mit 19.190 Beschäftigten aus dem Handelssektor haben an der Umfrage teilgenommen. Im Handel hat sich die Geschäftslage seit Herbst vergangenen Jahres überwiegend leicht erholen können. Die aktuelle Lage werde besonders im Bereich Großhandel als positiv betrachtet.
Im Bereich Kfz-Handel und -reparatur zeichne sich ein anderes Bild ab, hier werden die aktuelle Geschäftslage und deren zukünftige Entwicklung als negativ eingeschätzt. „Neben der Kaufzurückhaltung drückt das Auslaufen der Förderung für Hybridfahrzeuge Ende 2022 auf die Stimmung“, erklärt Rainer Schorcht, stellvertretender Vorsitzer des IHK-Handelsausschusses.
„Die Erwartungen im Handel sind insgesamt zwar positiver als im Herbst, bleiben aber deutlich pessimistisch“, führt Schorcht weiter aus. 43 Prozent der befragten Unternehmen gehen von fallenden Erträgen in den kommenden Monaten aus. Über alle Handelsstufen hinweg werden besonders die steigenden Energiepreise und der Personalmangel als wirtschaftliche Risiken betrachtet.
Die Unternehmen wurden außerdem dazu befragt, welche Maßnahmen sie angesichts der hohen Energiepreise treffen beziehungsweise treffen wollen. An erster Stelle steht hier die „Energieeinsparung“. Langfristig wollen 44 Prozent der Handelsunternehmen in Energieeffizienzmaßnahmen investieren.
Aus dem Dienstleistungssektor haben 827 Unternehmen mit 28.380 Beschäftigten an der Umfrage teilgenommen, 35 Prozent der befragten Unternehmen betrachten die aktuelle Geschäftslage als gut, 15 Prozent als schlecht. 28 Prozent der Dienstleister erwarten eine bessere, 19 Prozent eine schlechtere Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. 53 Prozent gehen von gleichbleibenden, ein Drittel von steigenden Umsätzen aus.
„Branchen wie IT-Dienstleistung und Unternehmensberatung haben sich als krisenresistent erwiesen und profitierten von der Digitalisierung“, erläutert Christoph Plass, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Dienstleisterausschusses. 35 Prozent der IT-Dienstleister schätzen die zukünftige Geschäftslage als positiv ein.
Im Reisegewerbe werde die aktuelle Geschäftslage von 56 Prozent der Unternehmen positiv bewertet, 54,5 Prozent der befragten Unternehmen geht außerdem von einer Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten aus. Im Frühjahr 2022 schätzten lediglich 2,8 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage als positiv ein, im selben Zeitraum gingen zudem lediglich 39,4 Prozent der Befragten von einer Besserung der Geschäftslage aus.
Im Bereich Arbeitnehmerüberlassung wird die gegenwärtige Geschäftslage als stabil eingeschätzt, allerdings zeigen sich 42 Prozent der Unternehmen optimistisch und rechnen mit einer verbesserten zukünftigen Geschäftslage. Als größte wirtschaftliche Risikofaktoren sieht der Dienstleistungssektor Energiepreise, Personalmangel und Arbeitskosten.
Als Reaktion auf die steigenden Energiepreise wollen 66 Prozent der Dienstleister Energie einsparen, etwa ein Drittel der Unternehmen plane, in Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren. „Auch wenn die Herausforderungen nicht weniger werden, so bin ich aber sicher, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer in Ostwestfalen diese Herausforderungen mit großem Engagement und Einsatz angehen werden“, so Plass weiter.