Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) zieht nach der Abfrage bei den Mitgliedsunternehmen zur diesjährigen Nachvermittlungsaktion bei offenen Ausbildungsstellen eine besorgniserregende Bilanz: Die Betriebe meldeten aktuell 310 offene Ausbildungsstellen im Vergleich zu 174 im Vorjahr. „Damit hat sich die Zahl dieser offenen gemeldeten Ausbildungsplätze für die Aktion im Vergleich zum vorigen Jahr fast verdoppelt“, ist IHK-Geschäftsführer Swen Binner ernüchtert. Das sei ein weiterer Beleg für die derzeit sehr angespannte Situation auf dem Ausbildungsmarkt, die zu Lasten der Betriebe gehe, da sie ihre offenen Ausbildungsstellen immer häufiger nicht adäquat besetzen könnten. Auch bei den Einstiegsqualifizierungspraktikaplätzen seien mit 278 in diesem Jahr deutlich mehr von den ostwestfälischen Unternehmen bei der Nachvermittlungsaktion gemeldet worden als im Vorjahr mit 168.
Von den 310 gemeldeten Lehrstellen entfielen allein 45 auf die Berufe des Gastgewerbes (Restaurantfachleute, Köche und Hotelfachleute), 27 auf die Berufe des Einzelhandels (Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer) und 15 auf die Lagerlogistik (Fachlagerist, Fachkräfte für Lagerlogistik). Aber auch in fast allen anderen Berufsbereichen wie in der IT-Branche oder in den Büroberufen könnten Jugendliche aktuell noch einen Ausbildungsplatz bekommen.
Als Gründe für die Nichtbesetzung der offenen Ausbildungsstellen gaben die Unternehmen in 104 Fällen an, überhaupt keine Bewerbungen für die jeweilige Stelle erhalten zu haben. Weitere 112 erhielten keine geeigneten Bewerbungen und in 44 Fällen sagten die Auszubildenden nach Vertragsschluss ab. Weitere 23 Auszubildende traten ihre Ausbildung trotz vorheriger Zusage nicht an.
Die Partner des regionalen Ausbildungskonsenses, also die Agenturen für Arbeit, Jobcenter, Handwerkskammer und die IHK, führen seit Erstunterzeichnung des nordrhein-westfälischen Ausbildungskonsenses im Jahr 1996 gemeinsame Nachvermittlungsaktionen für alle Bewerber durch, die für das jeweilige Jahr noch keine Ausbildungsstelle angetreten haben.
„Wir hoffen, dass wir in den noch bis zum 5. November andauernden Nachvermittlungsaktionen in Ostwestfalen viele Bewerber erreichen. Für die Zukunft kommt es immer mehr darauf an, die Schülerschaft und weitere Bewerbergruppen wie auch Studienzweifler von den tollen Chancen einer praxisnahen beruflichen Ausbildung zu überzeugen“, betont Binner. Die Unternehmen versuchten, dem Fachkräftemangel durch ein deutlich gesteigertes Angebot an Ausbildungsplätzen zu begegnen. Allerdings stünden sie vor immer weiter wachsenden Problemen, diese offenen Stellen auch besetzen zu können.