Die ostwestfälischen Unternehmen lehnen eine gesetzliche Pflicht zum Homeoffice mit großer Mehrheit ab. Das ergab eine Blitzumfrage der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) nach den Beschlüssen der Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 19. Januar 2021. Insgesamt nahmen 160 Firmen an der Umfrage teil. Neun von zehn Befragten lehnen demnach eine gesetzliche Verpflichtung ab. „Hierin spiegeln sich vor allem Bedenken gegenüber einer unnötigen Bürokratie wider“, bewertet die IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke die Umfrageergebnisse. „Die Betriebe selbst haben das größte Interesse daran, Corona-Infektionen zu vermeiden, um ihre Mitarbeitenden zu schützen und den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Dazu bedarf es keiner Pflicht und keiner Bußgelder.“
Homeoffice ist laut der IHK-Umfrage bereits Alltag in den ostwestfälischen Betrieben. 88 Prozent der befragten Firmen gaben an, Homeoffice im Rahmen der Pandemie ausgeweitet zu haben, davon knapp drei Viertel sogar massiv. Nur 12 Prozent nutzten die Möglichkeiten von Homeoffice nicht, weil die Tätigkeitsfelder dies nicht zuließen. „Das Arbeiten von zu Hause wird aktuell bereits massiv genutzt, aber für viele Beschäftigte ist es aufgrund ihrer Tätigkeitsfelder gar keine Option. Gerade in einer industriestarken Region wie Ostwestfalen hat Homeoffice auch Grenzen“, erläutert Pigerl-Radtke.
Homeoffice funktioniere dabei in den meisten Fällen. 25 Prozent der Betriebe seien damit sehr zufrieden, weitere 61 Prozent zumindest eher zufrieden. „Verstärktes Homeoffice wird auch nach der Pandemie bleiben“, schätzt Pigerl-Radtke. Nur 31 Prozent wollen oder müssten wieder zur Präsenzkultur zurück, 17 Prozent haben vor, Homeoffice auch nach der Pandemie auszuweiten, und die Mehrheit (52 Prozent) will zukünftig beides kombinieren.
Die Unternehmen haben im Zuge der Pandemie die Möglichkeiten ausgeweitet und mehrheitlich auch in Hard- und Software investiert, so ein weiteres Ergebnis der IHK-Umfrage. Aber es gebe auch Hindernisse: Die familiäre Situation der Beschäftigten und unzureichende Breitbandverfügbarkeit bei den Beschäftigten vor Ort wurden am häufigsten genannt. Auch Hürden wie die technische Ausstattung der Beschäftigten und die Themen Datenschutz und Cyberkriminalität seien nicht trivial. Die IHK-Hauptgeschäftsführerin: „Die technische Ausrüstung kann sich nicht jeder Betrieb leisten und nicht jeder Arbeitnehmer kann und möchte seine Wohnung zum Arbeitsplatz umbauen; diese Entscheidungen sollten auf betrieblicher Ebene gefasst werden“.