Fast neun von zehn (86 Prozent) Unternehmen bewerten ihren Wirtschaftsstandort innerhalb des Kreises als sehr gut oder gut. Das ergab die Standortumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), an der sich 630 Unternehmen beteiligten. Der Kreis Paderborn liegt damit über dem ostwestfälischen Durchschnitt und belegt innerhalb Ostwestfalens den 2. Platz bei der Bewertung des Wirtschaftsstandortes, knapp hinter dem Kreis Gütersloh (89 Prozent).
84 Prozent würden sich zudem erneut für ihren Wirtschaftsstandort entscheiden und 79 Prozent würden ihren Wirtschaftsstandort anderen Unternehmen für eine Ansiedlung weiterempfehlen. Auch bei diesen Werten liegt der Kreis Paderborn über dem ostwestfälischen Durchschnitt und denkbar knapp jeweils hinter dem Kreis Gütersloh.
Besonders zufrieden zeigen sich die Unternehmen im Kreis mit der Erreichbarkeit ihrer Betriebsstandorte. 83 Prozent finden die Erreichbarkeit ihrer Betriebsstandorte mit dem Auto wichtig oder sehr wichtig und sind damit zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Auch kann der Kreis in vielen Teilbereichen der Lebensqualität punkten. Besonders geschätzt werden Umweltqualität, Erholungs- und Grünraumangebote sowie die Sicherheit. Von jeweils 70 Prozent und mehr der Befragten werden diese Standortfaktoren als mindestens wichtig eingeschätzt und sind zudem auch damit zufrieden oder sehr zufrieden. „Wir Unternehmerinnen und Unternehmer wissen die Standortqualitäten im Kreis Paderborn durchaus zu schätzen“, sagt Thilo Pahl, Vizepräsident der IHK und geschäftsführender Gesellschafter der Bette GmbH in Delbrück. Gemeinsam mit Landrat Christoph Rüther und Jürgen Behlke, IHK-Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Paderborn und Höxter, stellte er die Ergebnisse heute (23. November) bei einem Pressegespräch in Paderborn vor. „Dennoch lohnt sich der Blick in die Einzelergebnisse der Kommunen,“ so Pahl weiter. „Die Bewertungen gehen bei den verschiedenen Standortfaktoren zwischen den einzelnen Kommunen im Kreis sehr weit auseinander“, kündigt er bereits Gesprächsbedarf für die kommenden Wochen in den Kommunen an.
Aber auch kreisweit gibt es Themen, die den Firmenchefs unter den Nägeln brennen. Größten Handlungsbedarf gibt es laut Umfrage in den Themenfeldern „Mangel an Fachkräften und Auszubildenden“ sowie „Verfügbarkeit von Gewerbeflächen und Wohnraum“. Immerhin will mehr als jeder zweite in den Standort investieren, sofern er in den nächsten Jahren expandieren will. „Das ist prinzipiell eine gute Nachricht und eine riesige Chance für den Kreis", meint Landrat Christoph Rüther. „Diese Chance wollen wir nutzen, indem wir Unternehmen günstige Rahmenbedingen bieten, um sie so langfristig an die Region binden“, so Rüther.
Schwierig bleibt die Situation bei der Verfügbarkeit von Fachkräften und Auszubildenden. 66 Prozent ist die Verfügbarkeit von Fachkräften wichtig und sie sind damit aber weniger zufrieden bis unzufrieden. Bei den Auszubildenden sieht das fast jeder zweite Befragte so.
Auch die Verkehrspolitik vor Ort hat oftmals Verbesserungsbedarf. Kreisweit findet jeder zweite Betrieb die kommunale Verkehrspolitik wichtig, ist damit aber gleichzeitig weniger zufrieden oder unzufrieden. Besonders in der Stadt Paderborn ist beispielsweise nur gut jeder Dritte mit der kommunalen Verkehrspolitik zufrieden oder sehr zufrieden.
„Gerade in dem durch die Energiepreiskrise ausgelösten schwierigen Umfeld, braucht die Wirtschaft Unterstützung und gute Rahmenbedingungen," betont IHK-Vizepräsident Pahl. Dazu gehören auch angemessene Gebühren und Steuern. Die Höhe der Gewerbesteuern bewertet im Kreis Paderborn immerhin die Hälfte der Betriebe als „vollkommen angemessen oder eher angemessen“, bei der Grundsteuer sind dies sogar 57 Prozent. Das sind die zweitbesten Werte innerhalb Ostwestfalens.
„Auf Basis der Umfrage werde die IHK in den kommenden Wochen weitere Gespräche mit den Bürgermeistern und den Unternehmen der jeweiligen Stadt im Kreis Paderborn führen,“ so IHK-Geschäftsführer Jürgen Behlke.
Bei der Umfrage konnten die Unternehmen zu 46 Faktoren aus den Themengebieten Infrastruktur, Region, Bildung und Arbeitskräftepotenzial, Lebensqualität, Verwaltung und Steuern, sowie Wirtschaftsfreundlichkeit der Politik, der Verwaltung und der Bevölkerung antworten, wie wichtig ihnen das Thema ist und wie zufrieden sie damit sind. Durchgeführt und wissenschaftlich begleitet wurde die Umfrage vom Bielefelder Markt- und Meinungsforschungsinstitut RC Research & Consulting GmbH.