„Die diesjährigen internationalen Begegnungstage Ostwestfalen meets USA unserer Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld am 8. und 9. Juni waren mit insgesamt 530 Teilnehmenden ein voller Erfolg“, konstatiert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe und erläutert: „In der gut 20-Jährigen Geschichte dieser Veranstaltungsreihe waren diese 18. Begegnungstage die politischsten. Und man merkt, dass nach der akuten Corona-Phase der Wunsch nach persönlichem Austausch groß ist.“
Die Begegnungstage starteten am Mittwoch mit dem 7. Deutsch-Amerikanischen Wirtschaftstag (DAWT) in der Stadthalle Bielefeld, eine der wichtigsten Veranstaltungen der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit, an denen 260 Fachbesucher aus ganz Deutschland und den USA teilnahmen. Veranstaltungspartner der IHK beim DAWT waren die deutschen Auslandshandelskammern, die in den USA das starke internationale Netzwerk der deutschen Kammerorganisation repräsentieren. Zudem wirkten namenhafte ostwestfälische und deutsche Unternehmen sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft in weiteren Vortragsveranstaltungen und Workshops mit.
Im Mittelpunkt stand ein Impulsreferat von Sigmar Gabriel. Der Bundesaußenminister a. D. und Vorsitzender der Atlantik-Brücke warnte darin angesichts der Krisen vor deutscher Selbstbezogenheit. Gegenwärtig hätten wir eine „Welt ohne Ordnung“, in der Deutschland mehr Verantwortung als bisher nach Ende des zweiten Weltkriegs übernehmen müsse, auch sicherheitspolitisch. Pauline Kao, US-Generalkonsulin für NRW, unterstrich in diesem Zusammenhang, dass „Wohlstand und Demokratie untrennbar miteinander verbunden sind“. Zur Diskussion im Zusammenhang mit einer De-Globalisierung meinte die Diplomatin, die Lage in der Welt sei derzeit gerade „super kompliziert, eine wirtschaftliche Entkopplung aber gar nicht möglich“.
IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven hob in seiner Begrüßung hervor, international wachsender Protektionismus und aktuell der Krieg in der Ukraine erforderten umso mehr ein starkes transatlantisches Bündnis mit verlässlichen Wirtschaftspartnern. Ein starkes westliches Bündnis müsse auch durch eine erfolgreiche deutsch-amerikanische Zusammenarbeit getragen werden. Dazu hätten auch die ostwestfälischen Begegnungstage beigetragen, die halfen, die USA noch besser kennenzulernen.
Während des so genannten Wirtschaftspolitischen Abends am Donnerstag referierte der aus den USA zugeschaltete Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington, vor 100 Gästen in der Volksbank in Gütersloh über den Stand der transatlantischen Beziehungen. In seinem Vortrag berichtete er, dass die US-Administration von Deutschland Führungsstärke verlange und die von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Beginn des Ukraine-Kriegs postulierte Zeitenwende im Sinne des Erhalts der Demokratien mitgestalte. Gelinge dies nicht, stünde die Welt vor einer De-Globalisierung und Blockbildung wie zu Zeiten des Kalten Krieges, nur das Russland und China einen gemeinsamen Block bildeten, vermutete Theveßen. Er sagte in Bezug zur Weltwirtschaft in der Diskussionsrunde danach mit Vertretern der regionalen Wirtschaft: „Die große Party ist vorbei“.
Aus Ostwestfalen unterhalten laut IHK 500 Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu den USA, 120 davon haben eine Niederlassung oder eigene Produktionsstätte vor Ort. Mit einem Exportvolumen von 122 Milliarden Euro seien die USA das wichtigste Abnehmerland für deutsche Produkte und Leistungen. Auch in Zeiten der Pandemie hätten sich die Vereinigten Staaten von Amerika als verlässlicher Partner der deutschen Wirtschaft bewiesen.