An einer vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin durchgeführten Ausbildungsumfrage nahmen aus Ostwestfalen insgesamt 415 Unternehmen teil, die insgesamt knapp 2.150 Ausbildungsplätze anbieten. „Deutlich wurde in der Umfrage, dass ein größerer Teil der Ausbildungsstellen im letzten Jahr unbesetzt blieb. Von den 346 Unternehmen, die diese Frage beantwortet haben, konnten allein 28 Prozent, absolut 96, nicht alle Ausbildungsstellen besetzen. Als Hauptgrund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsstellen nannten die Unternehmen das Fehlen geeigneter Bewerbungen. Die Zahl der Unternehmen, die angaben, dass Ausbildungsplätze von den Auszubildenden nicht angetreten wurden, ist mit acht Unternehmen verhältnismäßig gering. 190 Unternehmen wünschen sich, dass Schulabgänger mit klaren Berufsvorstellungen in das Berufsleben einsteigen.
„Kritisch wird nach wie vor die Ausbildungsreife der Schulabgänger gesehen,“ erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff. Rund 64 Prozent der Unternehmen beklagten mangelnde Leistungsbereitschaft und Motivation, Belastbarkeit und Disziplin sowie mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen. Recht positiv wird die Teamfähigkeit eingeschätzt. Mit Nachhilfe im Unternehmen und der Nutzung ausbildungsbegleitender Hilfen versuchen jeweils rund 35 Prozent der Unternehmen gegenzusteuern. „Bemerkenswert ist auch, dass knapp 30 Prozent auch ohne öffentliche Unterstützung lernschwächeren Jugendlichen eine Chance geben“, so Niehoff. Das sind vier Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
Auf rückläufige Bewerberzahlen reagieren nach seinen Worten die Unternehmen überwiegend durch ein verbessertes Ausbildungsmarketing, das Angebot von Praktikumsplätzen, aber auch die Erschließung neuer Bewerbergruppen wie z. B. Studienzweifler. „Positiv ist auch zu bewerten, dass 88 Unternehmen mit allgemeinbildenden Schulen kooperieren und weitere 67 Unternehmen ihre eigenen Auszubildenden als Ausbildungsbotschafter in Schulen entsenden“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Zur Bereitschaft, die offenen Ausbildungsstellen den regionalen Agenturen für Arbeit zu melden, äußert sich der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Knapp 69 Prozent der befragten Unternehmen melden ihre offenen Ausbildungsstellen immer, 14 Prozent nie den Agenturen für Arbeit. Ich empfehle den Unternehmen jedoch, ihre offenen Ausbildungsstellen grundsätzlich der Agentur für Arbeit zu melden.“
Zur Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund wurden die Unternehmen ebenfalls befragt. Insgesamt werden 91 geflohene Menschen ausgebildet. 102 Unternehmen haben in den letzten drei Jahren geflohene Menschen als Praktikanten oder in Einstiegsqualifizierungen beschäftigt.
Auch zu den Kompetenzen mit steigender Bedeutung äußerten sich die Unternehmen. IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung, Ute Horstkötter-Starke, erläutert, ein eindeutiger Schwerpunkt liege mit 79 Prozent bei der IT-Kompetenz. Aber auch selbstständiges Handeln, strukturiertes Arbeiten und Kommunikationsfähigkeit stehen mit jeweils über 50 Prozent Zustimmung besonders im Fokus. „Es liegt daher nahe, dass bei der Frage nach den zentralen Weiterbildungsthemen für die Unternehmen „digitale Kompetenzen“ an vorderster Stelle stehen, jedoch gleichauf mit den „Soft Skills“, also z. B. Problemlösefähigkeit oder Kreativität (59 Prozent) genannt werden.
Wichtig sind aber auch unverändert fachspezifische Kenntnisse wie Controlling, Vertrieb und Organisation (58 Prozent). Um die Weiterbildungsbeteiligung zu unterstützen, nannten von 351 Unternehmen 54 Prozent den Ausbau zielgruppenspezifischer Fördermittel wie z. B. das Aufstiegs-BAFÖG, 51 Prozent staatliche Prämien bei erfolgreicher Weiterbildung sowie 41 Prozent mehr internetgestützte Weiterbildungsangebote“, fasst die IHK-Geschäftsführerin weitere Ergebnisse zusammen.
Die bundesweiten Gesamtergebnisse der Umfrage können unter www.ostwestfalen.ihk.de/ausbildung heruntergeladen werden.