„Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge ist 2024 gegenüber dem Vorjahr gesunken“, zieht Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), eine erste Bilanz.
„Wir verzeichnen ein Minus von fünf Prozent auf 6.878 neu eingetragene IHK-Ausbildungsverträge in Ostwestfalen. Damit folgen wir dem landesweiten Trend, der für das zurückliegende Jahr einen Rückgang von drei Prozent aufweist“, so Pigerl-Radtke.
Konjunkturelle Lage spiegelt sich in Ausbildugnszahlen wider
„Die herausfordernde konjunkturelle Lage gerade auch in unserem industriestarken IHK-Bezirk Ostwestfalen spiegelt sich ein Stück weit in der Ausbildungsbilanz wider“, erklärt die Hauptgeschäftsführerin.
So verzeichnete die IHK bei den Neueintragungen im gewerblich-technischen Bereich einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent auf 2.804 Ausbildungsverträge (Vorjahr: 2.990). Bei den kaufmännischen Berufen fällt die Differenz mit 4,1 Prozent auf 4.074 (Vorjahr: 4.249) neu abgeschlossene Ausbildungsverträge geringer aus.
Innerhalb Ostwestfalens wurden die meisten neuen Ausbildungsverträge in IHK-Berufen im zurückliegenden Jahr mit 1.590 (Vorjahr: 1.677) im Kreis Gütersloh abgeschlossen. In der Stadt Bielefeld waren es 1.422 (1.487), im Kreis Minden-Lübbecke 1.275 (1.358), im Kreis Paderborn 1.247 (1.284), im Kreis Herford 957 (1.025) und im Kreis Höxter 387 (404).
Insgesamt gehört der Bezirk der IHK Ostwestfalen 2024 zusammen mit Köln und Münster zu den mit Abstand ausbildungsstärksten der 16 IHK-Regionen in Nordrhein-Westfalen.
Duale Berufsausbildung Mittel gegen Fachkräftemangel
„Die aktuell von anderen drängenden Wirtschaftsthemen etwas überlagerte Sorge um die Verfügbarkeit qualifizierter Fach- und Führungskräfte bleibt langfristig und dauerhaft eine zentrale Herausforderung“, sagt Pigerl-Radtke. Die Ausbildung junger Menschen sei das beste Mittel, um einem Fachkräftemangel zu begegnen. Das gelte ganz besonders auch im neuen Jahr, betont die Hauptgeschäftsführerin:
„2026 erwarten wir in Nordrhein-Westfalen eine Lücke bei den Abiturientinnen und Abiturienten und damit auch bei potenziellen Auszubildenden. Denn aufgrund des Wechsels von G8 auf G9 beim Abitur in NRW werden in dem Jahr allein in Ostwestfalen schätzungsweise 4.000 Schulabgängerinnen und Schulabgänger weniger dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen als in gewöhnlichen Jahren.“
Das bedeute für die ostwestfälischen Unternehmen, dass sie sich bereits jetzt darauf vorbereiten sollten, wie sie diese Lücke schließen werden. Dazu müssten sich Wirtschaft, Institutionen und Schulen gemeinsam dafür stark machen, das Potenzial junger Talente zu heben und langfristig in der Region zu halten.
Pigerl-Radtke empfiehlt deshalb den Unternehmen „im jetzt begonnenen Jahr dieses Thema im Blick zu haben und möglichst vorausschauend schon 2025 auszubilden, um die zu erwartende 2026er-Lücke füllen zu können".
Berufsorientierung optimieren
Ute Horstkötter-Starke, IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung, ergänzt: „Die Duale Berufsausbildung ist existenziell für die Zukunftssicherung vieler Branchen. Um den Ausbildungsmarkt in Ostwestfalen zu fördern, muss die Berufsorientierung treffsicher gestaltet werden. Dafür setzen wir uns in der IHK aktiv in vielen Gremien und mit zahlreichen konkreten Projekten ein.
Besonders die bundesweite Ausbildungskampagne der IHKs ‚#könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns‘ sorgt seit 2023 in den sozialen Medien dafür, dass junge Menschen einen realistischen Einblick in das Leben während der Ausbildung bekommen.
Diese und weitere innovative Ansätze, wie das Azubi-Speed-Dating und die Online-Lehrstellenbörse www.ausbildungschance-owl.de, werden wir weiterverfolgen, um die Chancen der Beruflichen Bildung zu vermitteln, um so noch mehr Jugendliche zu einer Dualen Ausbildung zu ermutigen.“