Der ostwestfälischen Wirtschaft fehlen ungeachtet konjunktureller Schwankungen aktuell rund 41.000 Fachkräfte. Vor allem wegen des demografischen Wandels wird sich die Lücke nach Berechnungen der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) bis zum Jahr 2030 auf etwa 93.000 verdoppeln. Die Suche nach geeigneten Fachkräften und die Frage, wie diese gewonnen und ausgebildet werden können, wird die Region und die ostwestfälische Wirtschaft in den kommenden Jahren stark beschäftigen. Zum „Wirtschaftsgespräch Fachkräfte“ hat die IHK daher NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann eingeladen, um mehr über die Initiative „Fachkräfteoffensive NRW“ der Landesregierung zu erfahren, mit der dem Fachkräftemangel entgegengetreten werden soll. So soll mit dem Landesprogramm „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“ die Berufsorientierung verbessert und die Attraktivität der dualen Berufsausbildung erhöht werden.
IHK-Präsidium im Austausch mit Laumann
Im Dialog mit dem Minister verdeutlichte die IHK auch die Perspektive und die Situation Ostwestfalens in der Fachkräfte-Frage. Aus diesem Grund nahmen neben IHK-Präsident Jörn Wahl-Schwentker und IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke die IHK-Vizepräsidentin Daniela Drabert sowie die Vizepräsidenten Dr. Albert Christmann, Dr. Markus Miele, Thilo Pahl und Christoph Plass teil. Sie berichteten dem Minister von ihren Erfahrungen sowie über die Wirtschaftsstruktur Ostwestfalens, die von einem breiten Branchenmix mit innovativen mittelständischen Industrieunternehmen sowie leistungsstarken Dienstleistern und Händlern geprägt ist.
Gemeinsam wurden Lösungen diskutiert, wie die benötigten Fachkräfte für die Innovationen von morgen gewonnen sowie aus- und weitergebildet werden können. Die Unternehmerinnen und Unternehmer diskutierten mit Minister Laumann über das, was gut läuft, zeigten aber auch klar auf, an welchen Stellen sie politischen Handlungsbedarf erkennen.
Mehr als 18.000 Auszubildende in Ostwestfalen
Positiv ist, dass sich zum zweiten Mal in Folge mehr Schülerinnen und Schülern für eine duale Ausbildung als für ein Studium entschieden haben. Da mittlerweile 47 Prozent der Auszubildenden über Abitur oder Fachabitur verfügen, sollte die Berufsorientierung insbesondere an Gymnasien noch intensiver stattfinden. Ferner wurde die soziale Verantwortung der ostwestfälischen Unternehmen für die Region hervorgehoben. „Die Unternehmen erhöhen stetig ihr Engagement, um auch lernschwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben und diese langfristig in ihre Betriebe einzubinden“, erklärt Pigerl-Radtke. Die IHK fördert jährlich mit dem Programm „Fit in die Ausbildung“ junge Menschen, um ihnen den Einstieg in die Ausbildung zu erleichtern.
Aktuell werden laut IHK-Bildungsreport 2024 in der Region mehr als 18.000 Auszubildende in 166 IHK-Berufen ausgebildet. „Doch zunehmend fällt es auch den Unternehmen in unserer Region schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden. Dabei sind gerade die hochinnovativen Unternehmen Ostwestfalens auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen“, sagt IHK-Präsident Wahl-Schwentker. So gaben in einer Umfrage 44 Prozent der Unternehmen an, im Jahr 2023 nicht alle Ausbildungsplätze besetzt haben zu können. Hier setze die IHK an, indem sie Kooperationen zwischen Unternehmen, Schulen und der IHK sowie Projekte wie die „Passgenaue Besetzung" vorantreibt und durch Ausbildungsbotschafter unterstützt.
Der Austausch zwischen NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und der IHK hat wertvolle Impulse geliefert. Es ist daher geplant, den Dialog fortzusetzen, um weiter gemeinsam Lösungen zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses zu erarbeiten.