Fazit IHK-Begegnungswoche
„Europa muss seine Chancen als Heimatmarkt besser nutzen und sich angesichts globaler Veränderungen zukunftsfester gestalten“, bilanzierte Jörn-Wahl Schwentker, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die „19. Internationale IHK-Begegnungswoche Ostwestfalen meets Europe“.
Drei Tage lang hat die IHK die europäischen Märkte in den Fokus gerückt und in 35 Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen Maßnahmen und Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Stärkung Europas thematisiert. Im Mittelpunkt standen die enormen Anforderungen der EU-Gesetzgebungen und die sich dynamisch verändernden Rahmenbedingungen auf den Weltmärkten. Rund 50 Marktexperten und erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer tauschten sich in Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und Beratungsgesprächen mit rund 400 Gästen aus.
„Europa - und insbesondere die EU - muss sich mehr denn je wirtschaftlich behaupten“, so Wahl-Schwentker. Denn geopolitische und ökonomische Herausforderungen rüttelten an den Grundfesten der Gemeinschaft in Europa. Im Wettbewerb zwischen den USA und China um die international wirtschaftliche Dominanz müsse der Kontinent seine Rolle klarer definieren.
Der Krieg in der Ukraine, unterbrochene Lieferketten, wachsender Protektionismus und daraus resultierende Handelskonflikte sowie die Zunahme von Compliance-Vorgaben stellten die Unternehmen zukünftig vor enorme Aufgaben. Sie sind gefordert, Einkaufs- und Produktionsstandorte neu zu bewerten, Risiken zu minimieren, Lieferketten zu stabilisieren und nachhaltig zu gestalten.
Dabei rücke das nahe gelegene Ausland stärker in den Fokus. Schon heute sei der EU-Binnenmarkt in seinem 30. Jubiläumsjahr ein Erfolgsmodell für den europäischen Handel und die heimische Wirtschaft. Daher „sollte er wieder mehr Wertschätzung erfahren“, forderte Elmar Brok, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, in seinem Vortrag während der IHK-Begegnungswoche.
Die Märkte Europas böten vielfältige Chancen. „Allerdings müssen diese Märkte kleinteilig erschlossen und bearbeitet werden“, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. Gerade der Mittelstand mit seinen schlanken Vertriebs- und Beschaffungsstrukturen sei hierbei extrem gefordert. Dass Europa mehr als die Summe seiner Märkte sei, betonte IHK-Geschäftsführer Götz Dörmann in der Veranstaltung über den „Markplatz Europa“.
Marktexperten der deutschen Auslandshandelskammern aus 20 Ländern Europas stellten die Marktpotenziale ihrer Gastländer vor und führten individuelle Beratungsgespräche mit den Teilnehmenden. Außerdem berichteten im Auslandsgeschäft erfahrene ostwestfälische Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Praxis über ihre europäischen und weltweiten Zukunftsstrategien. Unter dem Titel „Know your customer, know your supplier!“ informierten darüber hinaus Fachexpertinnen und Fachexperten darüber, wie den immer komplexer werdenden Anforderungen des internationalen Warenverkehrs begegnet werden kann.
Rolf Nikel, deutscher Botschafter a. D. in Polen, ordnete beim „Wirtschaftspolitischen Abend“ in der Gütersloher Zentrale der Volksbank Bielefeld-Gütersloh die herausfordernden Zukunftsaufgaben für Politik und Wirtschaft für Europa und den Standort Deutschland ein. Anschließend diskutierten dazu namhafte Unternehmensvertreterinnen und -vertreter aus dem Kreis Gütersloh. „Brüssel muss dringend mehr Einigkeit unter den 27 Mitgliedsstaaten herstellen, um Europas Wettbewerbsposition auf den Weltmärkten zu sichern“, unterstrich der Botschafter a. D.