Die ostwestfälische Wirtschaft stemmt sich gegen die Corona-Krise und setzt weiter auf die duale Ausbildung. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) unter ausbildenden Betrieben in der Region. „In fast 80 Prozent der befragten Unternehmen läuft die Ausbildung trotz der schwierigen Corona-Zeit normal weiter“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff. „Eine positive Botschaft ist auch, dass kaum ein Betrieb bereits abgeschlossene Ausbildungsverträge wieder aufgelöst hat“.
Die von der Bundesregierung angekündigte Ausbildungsprämie sei speziell für kleine und mittlere Betriebe eine gute Maßnahme und könne sie motivieren, auch unter schwierigen Bedingungen ihre Ausbildungsanstrengungen aufrecht zu erhalten. Das Instrument der Ausbildungsprämie könne aber nur mit anderen Aktivitäten wirken. In den Sommermonaten komme es beispielsweise entscheidend darauf an, noch suchende Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammenzubringen, etwa über virtuelle Speed Datings der IHKs oder andere digitale Formate. Niehoff: „Vieles verschiebt sich durch die Corona-Krise nach hinten.“
Das werde auch daran deutlich, dass nach der IHK-Umfrage knapp zwei Drittel (59 Prozent) der Unternehmen ein persönliches Bewerbungsgespräch vor der Einstellung bevorzugen, was Corona bedingt in den letzten Wochen erschwert wurde. Daher ist der Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. Juni 2020 auch deutlich im Minus (-15,4 Prozent). Im NRW-Durchschnitt sank die vergleichbare Zahl um 18,4 Prozent. „Wir hoffen noch auf einen gewissen Aufholeffekt zumindest in den Branchen, wo es konjunkturell wieder anzieht“, betont Niehoff. So seien zum Beispiel in der IHK-Lehrstellenbörse für dieses Jahr noch über 330 freie Ausbildungsstellen für die Region aufgeführt.
Die IHK rät den Jugendlichen, sich auch jetzt und in den nächsten Monaten noch auf Ausbildungsstellen zu bewerben und appelliert an die Unternehmen, weiterhin Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Unabhängig von Krisenzeiten wie diesen sei die duale Ausbildung immer ein wichtiger Hebel gegen die Fachkräfteknappheit, die weiterhin existiere. Und für die Schulabgänger biete die duale Ausbildung nach wie vor gute Beschäftigungschancen und Karriereaussichten.
Die bundesweiten Gesamtergebnisse der Umfrage können ab sofort im Internet unter www.ostwestfalen.ihk.de/ausbildung heruntergeladen werden.